Was soll man über das Jahr 2020 sagen? Ein Wort reicht: „Covid-19“. Ein Virus blockiert die ganze Welt und legte ganze Länder komplett lahm. Da waren die „Lockdowns“ in Deutschland noch nix dagegen, was in Italien oder Frankreich die Menschen durchmachen mussten. Am 27.01. tauchte mit dem Webasto-Cluster der erste Fall in Deutschland auf und genau 11 Monate später wurde der Impfstoff der Firmen Biontech (Firmenadresse: An der Goldgrube 12, Mainz) und Pfizer erstmals in Deutschland verimpft. Bis wir eine Herdenimmunität erreicht haben, wird jedoch noch einige Zeit ins Land gehen. Bislang gab es in Deutschland fast 2 Mio. Covid19-Krankheitsfälle und über 30.000 Todesopfer („ist ja nicht viel schlimmer als eine Grippe“. Viele hätten vermieden werden können, wenn sich Politik und unsolidarische Bürger an die Regeln gehalten hätten. Aber dank der neu aufgekommenen Nulldenker (die sich gerne als „Querdenker“ bezeichnen) ist das Land zerstritten wie selten zuvor.
Sportlich
Nachdem ich Ende 2019 erkältungsbedingt leider den Valencia-Marathon nicht laufen konnte, hab ich mich nach der Erkältungspause entschieden, Anfang 2020 den Johannesthermen-Marathon in Bad Füssing zu laufen, sofern das Wetter mitspielt. Das Datum „02.02.2020“ hat ja schon was.
Nach dem Dreikönigstag kam der nächste Rückschlag – eine „Frozen Shoulder“ legte mich für über eine Woche flach. Danach ging es langsam wieder weiter mit dem Training trotz Schmerzen in der Schulter. Am 26.01. feierten wir noch den 85. Geburtstag meiner Tante Susi und danach meldete ich mich für den Marathon an und buchte gleich das Hotel – es sollte meine einzige Hotelübernachtung in 2020 werden. Am Samstag, den 01.02.2020 ging es von der Metzgerei direkt los nach Bad Füssing – mit einem kleinen Abstecher nach Österreich zum Keksi-Shoppen. Am 02.02.2020 konnte ich meinen einzigen realen Marathon in Bad Füssing in diesem Jahr laufen – das Dutzend war voll.
Nach einer kurzen Regenerationsphase ging es los mit dem Trainingsplan für den Leipzig-Marathon Ende April. Mittlerweile breitete sich das Corona-Virus immer weiter in Europa aus – mit schrecklichen Bildern aus Italien und dann auch aus New York. Die ganze Welt wurde überzogen von dem neuartigen Virus. Anfang März kam der Lockdown in Deutschland. Fast alle Geschäfte waren zu und seit Mitte März bin ich auch ins HomeOffice gegangen. In der Metzgerei hat mein Bruder sofort entsprechende Maßnahmen getroffen, um den Laden weiter offen zu halten. Da waren die Plexiglas-Scheiben noch billig.
Da auch die Fitnessstudio und Sportanlagen geschlossen waren, erlebte das Laufen einen neuen Boom in Deutschland. Auch die Anzahl der Radler stieg enorm – meist mit Elektrounterstützung selbst im jungen Alter. Fast alle Marathon-Veranstaltungen wurden abgesagt oder in den Herbst verschoben. Ende März wurde dann auch der Leipzig Marathon offiziell abgesagt, doch ich trainierte weiter.
Glücklicherweise haben auch die Veranstalter vom Leipzig-Marathon eine virtuelle Alternative ins Leben gerufen. So bleibt das Ziel wenigstens bestehen. Leider ist am Gründonnerstag noch meine Tante Susi verstorben. Eine Woche später, kurz vor Ende des ersten Lockdown bin ich in meiner Heimatgemeinde Steindorf meinen 13. Marathon gelaufen – durch alle vier Ortsteile. Leipzig ist überall. Alles total inkognito, um keine Probleme zu bekommen.
Anfang Mai folgte spontan der WingsForLife-World Run als virtueller App-Run. Ich schaffte diesmal 24 km bevor mich das Catcher-Car einholte.
Ende Mai ab in den Urlaub nach Ägypten – abgesagt. So verbrachten wir den Urlaub Ende Mai zuhause. Mittlerweile war der Lockdown gelockert und man konnte sogar wieder in Restaurants – aber nur mit Registrierung im Lokal und in Geschäfte kam man nur noch mit Maske, dem großen Modetrend 2020. Amazon war einer der Krisengewinner.
Im Juni folgte noch mein erster virtueller Halbmarathon mit dem CoronAir in Gernlinden und Umgebung. Alleine gegen die Uhr zu laufen ist schon noch sehr gewöhnungsbedürftig. Aber Jammern bringt nix – ich konnte meinen Lieblingssport weiter betreiben. Nebenbei begann ich – 10 Jahre nach meinem Camino mit dem Mountainbike – virtuell die Camino de Santiago-Challenge: 774 km laufend in 51 Etappen in 3 Monaten.
In der Zeitung lass ich Anfang Juli einen Artikel über den Lech-Marathon. Da es ja noch Hoffnung auf einen richtigen Herbstmarathon gab, entschied ich mich spontan, diesen als Trainingslauf einzubauen. So lief ich am 02.08. meinen 14. Marathon am Lech mit Start und Ziel in Kissing. Leider hat das Wetter am Schluss – wie die Beine – nicht ganz durchgehalten. Die Woche darauf war mal Ruhe angesagt.
Ende August folgte der „Marathon Germany“ als virtueller Halbmarathon zur Generalprobe für den Herbstmarathon. Ursprünglich wollte ich den 3-Länder-Marathon von Lindau über Bregenz in die Schweiz und zurück nach Bregenz laufen. Aber auch dieser Marathon wurde abgesagt – wär auch mit jeweiliger Quarantäne beim Grenzübertritt keine Bestzeit geworden.
Ich entschied mich, stattdessen am 04.10.2020 den virtuellen Köln-Marathon zu laufen. Als Strecke entschied ich mich wieder für die vier Runden um Steindorf. Ob Leipzig oder Köln – „Steindorf ist überall“. Leider spielte das Wetter am Schluss nicht mehr so ganz mit und von der Bestzeit war ich weit entfernt. Egal, Marathon Nummer 15 ist abgehakt. Gut die virtuellen Marathons zählen nicht für die offiziellen Bestenlisten – aber für mich schon. Vier Marathons in 2020 – in jedem Quartal ein Marathon.
Nach ewigen zwei Wochen Laufpause musste ich die Laufschuhe wieder schnürren. Corona hat uns mittlerweile zu Schoko-Junkies gemacht und um nicht zu viel zuzunehmen, begann ich gemächlich die Lauf-Saison 2020/21. Dann hoffentlich wieder mit realen Rennen.
Im Dezember startete der erste Wettbewerb mit dem 13 km-Lauf im Rahmen der virtuellen Ismaninger Winterlaufserie. Mitte Januar soll der 17km-Lauf stattfinden.
Mit 2.758,40 Kilometer geht das Laufjahr zu Ende. Ohne großartige Verletzung und mit vier Marathons in den Beinen. Mal schauen, was das nächste Jahr bringen wird. Hoffentlich wieder mit richtigen MitläuferINNEn. Das macht viel mehr Spass.
Persönlich
Nach dem für mich schrecklichen Jahr 2019 war 2020 in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich. Das immer weiter, höher, schneller, besser, usw. in unserer wachstumsverwöhnten Gesellschaft ließ sich nicht einfach fortschreiben so wie wir es gewohnt waren und angenommen haben. Der Mensch hat seine Grenzen aufgezeigt bekommen und musste auf zahlreiche liebgewordenen Errungenschaften und Bequemlichkeiten verzichten. Plötzlich wurden Berufe wie Kranken-/Altenpfleger oder Verkäufer kurzfristig systemrelevant, die man in der Vergangenheit ignoriert hat. Eine Mutter hat 2019 zu ihrer quengelnden Tochter an der Fleischtheke gesagt, wo sie enden würde, wenn sie in der Schule nicht aufpasst. Der Marktleiter reagierte gigantisch:
„Wenn Ihr Kind weiterhin nichts lernt, dann steht es in der Schlange am Arbeitsamt! In unseren Filialen arbeiten nämlich nur gut ausgebildete Fachkräfte, mit Schulabschluss und abgeschlossener Berufsausbildung, viele mit mittlerer Reife, einige sogar mit Abitur. Und solange Menschen wie Sie mit dem Finger auf Menschen wie uns zeigen, macht es auch keinen Sinn Ihnen zu erklären, dass ein Meistertitel so viel Wert ist wie ein Studium und eine duale Ausbildung weltweit mehr zählt als ein Abitur.“
Dafür haben sich Businesskaspern oder „Irgendwas mit Medien“-Hipster im HomeOffice hinter Videokonferenzen verschanzt oder manche Aktiengesellschaften haben ihre Mitarbeiter auf Staatskosten in Kurzarbeit geschickt. Plötzlich wurde Klopapier zum Luxusgut und Nudeln wurden gehamstert.
Man muss auch nicht wegen einem Marathon durch ganz Europa reisen – das kann man auch daheim. Ohne CO2-Abdruck.
Glücklicherweise ist meine Familie von der Corona-Infektion bislang verschont geblieben und bleibt es bis zur Impfung hoffentlich auch noch. Hoffentlich kommen wir auch bald dran. Danke an die Impfgegner – so bringt Assozialität wenigstens Anderen etwas. Haut Euch weiter Eure Globuli rein – die sind sicher viel wirksamer als so ein Impfmittel mit eingebautem Chip.
Wir haben zwar keine Kinder und sind selber von Home-Schooling, usw. nicht betroffen. Wir waren ununterbrochen arbeiten. Da ich seit März im HomeOffice bin und auch von zuhause aus meine Arbeit weitgehend erfüllen kann, bin ich auch beruflich nicht großartig eingeschränkt gewesen. Aber der direkte Kontakt zu Kollegen fehlt mir schon sehr.
In der Metzgerei haben wir dank der Unterstützung der Mitarbeiter wirklich tolles geleistet. Ich hatte befürchtet, dass wir auch den Laden wegen Quarantäne zumindest zeitweise mal zusperren müssen. Gottseidank kam es nicht dazu. Vor allem mein Bruder hat sich in der Metzgerei immer wieder an die sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst. Wer flexibel ist, kann so eine Krise meistern – selbst wenn er selber in der Risikogruppe ist. Jene, die sich nur darauf verlassen, dass Andere (z.B. der Staat) ihnen die Steine aus dem Weg räumen, haben aber sicher härter mit der neuen Situation zu hadern. Einige von ihnen fanden sich schnell in Verschwörungsgruppen wieder, da sie ihre Filter-Blase halt nicht verlassen können. Sie erwiesen sich als Steigbügelhalter der Nazis mit denen sie Seite-an-Seite auf ihren Hygienedemos marschierten. „Covidioten“ ist die Bezeichnung für diese neue Spezies.
Auch wenn die Politik in Deutschland in 2020 Fehler gemacht hat, bin ich doch sehr dankbar, dass wir mit Angela Merkel eine sehr gute Regierungschefin haben, die wohlüberlegt ihre Handlungen eher an wissenschaftlichen Notwendigkeiten orientiert als an populistischen Phrasen. Leider konnte sie sich nicht immer gegen die Ministerpräsidenten im Wahlkampfmodus durchsetzen. Beschämend war auch das Verhalten der AFD(P) im Bundestag. Hoffentlich werden sie nächstes Jahr wieder aus dem Reichstag gejagt.
Wohin das führen kann sieht man in den USA, die glücklicherweise ihren Twitter-Troll-Präsidenten Trump endlich abgewählt haben (er selbst würde behaupten, dass ihm die Wahl gestohlen wurde) oder Brasiliens‘ Bolsonaro. Das sind kleine Adolfs‘, die aus ihren Ämtern gefegt werden müssen, bevor sie großen Schaden anrichten können. Abstand hat auch viel mit Anstand zu tun.
Meiner Meinung nach müssten die sozialen Medien (und die BILD-Zeitung ;-)) viel stärker beschränkt werden, in dem sie ihren Verschwörungsschwachsinn gar nicht erst anonym veröffentlichen können. Es ist erschreckend, mit welchem Hass und welcher Faktenignoranz diese Trolle heutzutage ihren Senf abgeben – ohne Beweise. Ich bin froh, dass ich mich vor zwei Jahren entschieden hab, mich bei Facebook und Twitter zu löschen.
Egal, ich hör auf zu jammern und zu meckern. Ein Jahr geht zu Ende und ein neues Jahr beginnt. So war es immer schon und so wird es bleiben.
„Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“
Georg Christoph Lichtenberg
Es liegt in unseren Händen (und Füßen), was das Jahr 2021 für uns bringen wird. Und für die Folgejahre legen wir jetzt die Grundsteine (z. B. Klimawandel, Frieden).
Ich wünsch Euch auf allen Fälle ein glückliches und gesundes Neues Jahr 2021. Macht was drauß. Was ich drauß mache, könnt Ihr hier nachlesen.
Ganz liebe Grüße
Martin