Direkt nach dem Lauf im Jahr 2017 hab ich mich gleich für den 5. WingsForLife-World Run 2018 angemeldet – obwohl letztes Jahr das Wetter so katastrophal war.
Leider war mir nicht bewußt, dass am 6. Mai 2018 mein Onkel Toni seinen 70. Geburtstag feiern würde, sonst hätte ich mich natürlich nicht angemeldet. Bei Regen wär ich nicht mitgelaufen, aber da sich im Laufe der Woche die Wettervorhersage in sonnig-warm wandelte, sagten wir die Geburtstagsfeier ab. Aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme letztes Jahr bei der Busfahrt zurück zum Olympiastadion wollte ich von dem Punkt, an dem mich das CatcherCar einholt, nach Hause laufen.
Am Samstag nachdem ich von der Metzgerei zurückgekommen bin, fuhren Michaela und ich dann zum Olympiastadion, um die Startunterlagen abzuholen.
Es war noch nicht viel los und so hatten wir gleich die Startnummer und das Trikot.
Kurzer Snack bei der Bernbacher Nudelparty und etwas zu trinken. Anschließend ging es noch zum Shopping ins OEZ. Es war das erste Mal seit dem Attentat 2016, dass ich dort wieder einkaufen war. Gut, gefunden hab ich nix – dafür aber Michaela. Da mir meine Beine schon sehr weh taten und ich mich ja schonen musste, nutzte ich jede Sitz-Gelegenheit aus. Glücklicherweise gibt es die Ladenöffnungszeiten und so konnten wir um halb Acht nach Hause fahren. Schnell noch die obligatorischen Nudeln mit Bolognese-Sauce machen und dann die Startunterlagen zusammensortieren. Endlich Feierabend.
Am Sonntag wachten wir bei strahlendem Sonnenschein auf. In der früh war es schon noch sehr frisch, und der Wind kühlte weiter ab. Kleines Frühstück und da der Lauf erst um 13 Uhr startete hatte ich auch nicht so viel Stress. Um kurz nach 7 läutete meine Mutter und wünschte mir am Telefon viel Glück – sie dachte der Start wär schon am Morgen.
Dann gemütlich anziehen und alles herrichten, um 10:35 Uhr geht die S-Bahn. D.h. ich muss um 10:20 Uhr aus dem Haus zum Bahnhof. Michaela wollte mich entweder bei km 20 oder bei km 22 beim Gasthaus Haderecker fotografieren. So weit SOLLTE es schon gehen.
Die Fahrt mit S- und U-Bahn ging gut und ab Pasing häuften sich die Mitläufer in den gelben Laufshirts. Ich startete ja wieder im orangenen Trikot der Metzgerei, damit mich meine Kollegen besser identifizieren können. Da ich so viel getrunken habe, besuchte ich gleich noch den einzigen Ort in der BMW-Welt, der mich interessiert: das Model OO.
Noch kurz den Gegner inspizieren – das Catcher Car
Auf dem Weg zum Stadioneingang sah ich ein bekanntes Gesicht. Rene G., ein ehemaliger Kollege, lief auch wieder mit. Ihn trafen wir letztes Jahr im Ziel. Wir unterhielten uns ganz gut und er sagte, dass er dieses Jahr seinen ersten Marathon in Angriff nehmen möchte – in New York City *neidischguck*. ALLE waren schon da, nur der Martin nicht 🙁 Auf einmal ging Ingalena Heuck an uns vorbei auf die Moderatorenbühne – also Warmup abgeschlossen.
Langsam gingen wir dann ins Stadion und kurz darauf kam Stefan zu uns. Wir wollten gemeinsam laufen, so lange das Auto uns laufen lässt. Ziel war der Halbmarathon, vielleicht etwas weiter. Das bedeutete eine Kilometerzeit von 5:15 min/km. Bei dem Wetter sehr ambitioniert, da die Sonne ziemlich runterknallte um die Mittagszeit. Nochmal kurz auf die Toilette und wieder Treffen am Erdinger-Flascherl. Pünktlich kam auch Martin C. und wir ließen ein Gruppenfoto von uns machen.
Da nur Stefan und ich im Startblock 2 waren, schmuggelten wir die anderen Beiden in unseren bereits gut gefüllten Startblock ein.
Jetzt noch eine halbe Stunde warten mit La-Ola-Wellen und Massen-Aufwärmprogramm durch einen Fitness-Coach.
Der Start rückte näher und die Böllerschützen gingen in Position. Weltweit starteten gleichzeitig über 100.000 Teilnehmer in über 30 Orten – allein in München waren es 10.000 Teilnehmer.
Um 13 Uhr fiel der Startschuss und egal wo man in der Startaufstellung steht, in einer halben Stunde legt das Catcher Car mit Christina Surer seine Verfolgungsjagd los. Wir wünschten uns noch gegenseitig Glück und dann ging es los. Nach ca. 2 Minuten hatten wir die Startlinie passiert, es war sehr viel Gedränge.
Martin C. hab ich nochmal kurz gesehen – er war eh in einer anderen Liga unterwegs. Ich tippte, dass er die 30 km schaffen kann. Stefan und ich blieben bei unserem Plan. Da wir auf den ersten Kilometern mehrmals komplett zum Stehen kamen (Wann gibt es Warnblinckleuchten für Läufer?), brauchten wir für den ersten Kilometer ganze 7:32 Minuten. Das waren 2 Minuten langsamer als geplant und extrem schwierig, wieder hereinzuholen. Vor allem bei dem Wetter. Glücklicherweise kam der kühlende Wind tendenziell eher von vorne, so dass ich nicht gleich zerflossen war. Ich hatte mir auch eine Radl-Trinkflasche mitgenommen, um nicht im Gedränge an den Verpflegungsstationen den Anschluss zu verlieren.
Nach der ersten Kehre ging es zum Olympiasee und dann weiter zum Sealife in Richtung BMW-Welt. Nach dem Olympiadorf lief die Kolonne weiter zum Olympiaeinkaufszentrum und dann durch Moosach. Damit auch in München die Rollstuhlfahrer – u.a. für die ja dieses Event ins Leben gerufen wurde – teilnehmen können, wurde im Gegensatz zu den letzten Jahren nicht mehr in Allach an der Bahn gelaufen, sondern Richtung Dachau auf der einseitig gesperrten B304. Wir hatten es viel besser als die Autofahrer, die in der sengenden Sonne auf die letzten Läufer warten mussten.
Mittlerweile hatten wir auch unser Tempo gefunden und mit Zeiten um die 5 Minuten pro Kilometer etwas Zeit gutmachen können. Direkt an der Brücke über den Allacher Güterbahnhof hatten wir die 10 km in 54:xx Minuten geschafft. Das reicht noch nicht ganz für den Halbmarathon, aber es läuft.
An der MAN und durch Karlsfeld vorbei waren in Allach viele feuchte Abkühlungen angeboten – mit Gartenduschen und Wasserschläuchen. Dann kurz bei der Verpflegung etwas trinken und ein paar Stückchen Banane. Weiter gehts, auch wenn uns bei km 15 schon etwas die Luft ausging. Mir schmerzte eh schon seit dem Start die Achillessehne und Stefan war es auch viel zu warm.
So schauten wir, dass wir uns auf einem etwas langsameren Tempo einpendeln konnten, um noch so weit wie möglich zu kommen. Ich dachte nicht mehr daran, dass wir die Halbmarathon-Markierung schaffen würden und hoffte, dass Michaela doch schon bei km 20 stehen würde und wenigstens noch ein Foto von uns schießen könnte. Stefan sagte zwar zu mir, dass ich loslaufen sollte, aber ich wollte ihn nicht alleine lassen und gemeinsam mit ihm das „Ziel“ erreichen.
Kurz vor dem Golfplatz von Eschenried stand eine Feuerwehr mit einem C-Schlauch. Da haben wir dankenswerterweise eine volle Ladung kühlendes Wasser bekommen.
Weiter ging es Richtung Haderecker und wir hörten schon die Hupe des Catcher Car. Kurz darauf wurden wir von den Begleitfahrrädern aufgefordert, auch der rechten Straßenseite zu laufen, da das Catcher Car nur noch 200 Meter hinter uns war. Die 20 km-Marke hatten wir gerade erst überschritten aber ich glaubte nicht mehr daran, dass wir es schaffen würden.
Aber man läuft halt weiter und dann war da die 21 km-Marke und Stefan und ich legten nochmal zu. Da stand sie dann in ihrer vollen Pracht: die Halbmarathon-Markierung mit Blaßmusik. Zirka 50 Meter danach wurden wir vom Catcher Car „überfahren“- „endlich ausgeschieden“.
Nach kurzer Zeit kam auch die Verpflegungsstation und ich gönnte mir seit langem mal wieder ein RedBull. Schmeckt immer noch ekelhaft süß. Ich ess lieber Gummibärchen.
Stefan dehnte sich aus und ich rief Michaela an. Sie war auf der anderen Seite der Gaststätte Haderecker bei der 22km-Markierung. Super, aber Heute hätten wir das nach dem Start kaum schaffen können. So gingen wir dann gemütlich zu ihr und sie machte bei der Tafel noch ein paar Fotos.
Wir sind ja im 22. Kilometer ausgeschieden, also passt das schon.
Wir gingen noch kurz mit den anderen „Gescheiterten“ und da ich ja noch heimlaufen wollte, mussten wir uns von Stefan trennen, der mit dem ShuttleBus heimfahren musste. Das mach ich nicht nochmal, nach der Erfahrung letztes Jahr. Auch wenn es die Finisher-Medaille nur im Ziel gibt, aber das ist mir so lieber.
An Michaelas‘ Auto legte ich nochmal im gemütlichen Tempo los und als sie mich überholte, schrie sie aus dem Auto, dass sie nachher noch ein paar „Action-Fotos“ von mir machen wird. Auf der Straße zwischen Gröbenzell und Graßlfing gab es dann noch einen Fotostop. Ich lief weiter nach Graßlfing und über die B471 nach Bergkirchen-Lus. Da ich noch so 10 Kilometer laut Plan laufen musste, wählte ich die längere Strecke über den Waldsee in Gernlinden in Richtung Maisach. Aber ich war so fertig, dass ich zwischendrin immer wieder Gehpausen machen musste. Zum Schluss noch gehend über die Bahnbrücke und endlich Dahoam angekommen.
Raus aus den Klamotten und rein in die warme Muskel-Aktiv-Wanne. Endlich ausreichend trinken und sogar das RedBull aus dem Starterbeutel hab ich hinuntergebracht. Mittlerweile meldete sich auch Martin C. per WhatsApp. Er kam auf grandiose 28 km. Bei dem Wetter eine – für mich unerreichbar – Leistung. Weltweit würde wieder der schwedische Rollstuhlfahrer Sieger mit knapp 90 Kilometer.
Am Abend heizte ich noch den Grill an und legte ein kleines Stückchen Porterhouse-Steak von meinem Sponsor Landmetzgerei Glas auf.
Ein Genuss: Fleisch ist mein Gemüse 😉 Ich laufe ja, um zu essen.
Die Strecke zum Nachlaufen.
Die nächsten Tage etwas regenerieren und dann gehts in den Endspurt der Vorbereitung auf den Rennsteig-Marathon. Hoffentlich halten die Bänder und Sehnen noch so lange.
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