Island 2024

Vom 03. bis 12. Juni 2024 machten wir eine (Fast-)Rundreise auf Island. Mit Icelandair flogen wir – über den aktiven Vulkan von Grindavik – zum internationalen Flughafen Keflavik. Von dort mit dem Mietwagen ging es an der Südküste an den zahlreichen Wasserfällen und Gletscherlagunen entlang bis zur Westküste. Von dort dann – trotz plötzlichem Wintereinbruch – bis in den Norden an den Atlantik. Mit dem Flugzeug flogen wir über Island nach Reykjavik, wo wir noch zwei schöne Tage verbrachten.


03.06.2024

Montag vormittag sind wir – wegen dem Gepäck und dem Regenschauer – mit dem Bus die zwei Stationen bis zum S-Bahnhof gefahren. Ausnahmsweise kam die S-Bahn pünktlich und wir sind damit nach Laim, um dort mit der S1 weiter zum Flughafen München zu fahren. Am Flughafen gleich das Gepäck aufgeben („Wollen die ALLE auch nach Island?“) und dann noch kurz beim McDonalds Mittag essen – auf Island gibt es seit 2009 keinen McDonalds-Laden mehr. Danach sind wir durch die Security, wo mein Reisgericht im Handgepäck beim Drogentest nochmal genauer geprüft werden musste.

Unser Privat-Jet

Der Flug nach Reykjavik/Kevlafik startete planmäßig und die Zeit verging relativ schnell. Es sind ja nur 3,5 Stunden und wir hatten genug Platz, v.a. weil der Platz neben mir frei geblieben ist. Bei der Landung flogen wir direkt über den aktuellen Vulkanausbruch in Grindavik und konnten die leuchtend rote Lava-Menge ganz gut erkennen – und auch schon die erkaltete Lava, die den Ort teilweise erfasst hatte.

Über den Vulkan bei Grindavik

Nachdem wir sicher auf isländischem Boden gelandet waren und die Koffer bekommen hatten, sind wir zum Mietwagen-Schalter, um unseren Dacia Duster abzuholen. Leider gab es ein Upgrade – einen Suzuki Vitara und nicht das versprochene Auto. Nach etwas hin und her am Schalter haben wir den Wagenschlüssel bekommen und mussten noch 6 Euro pro Tag für mich als Zweitfahrer zahlen. Auf dem großen Parkplatz haben wir das Auto gefunden – ein ziemlich ramponiertes Gefährt mit unzähligen Rostschäden, Kratzern und Dellen – die teilweise auf dem Übergabeprotokoll nicht so vermerkt waren. Deshalb hat Michaela alle Mängel fotografiert und wir sind wieder zurück in Flughafengebäude, um die Fotos gleich über das Flughafen-WLAN an die Autovermietung zu schicken.

Ramponiertes Upgrade-Auto

Mit ca. 1 Stunde Verspätung sind wir um 18 Uhr losgefahren – zum nächstgelegenen Supermarkt „Netto“ („Dann flieg doch zu Netto“), um uns mit Lebensmitteln einzudecken. Das Sortiment ist ähnlich umfangreich wie bei uns – halt etwas teurer. Dann ging die Fahrt zu unserer ersten Unterkunft endlich los – dem Gadur Stay Inn im Ort Fludir. Kurz davor besuchten wir noch den Krater „Kerid“ mit seinem tollen See im Schlund des erloschenen Vulkans.

Vulkan Kerid ist bereits erloschen

Nach 2 Stunden Fahrtzeit kamen wir gegen 21:30 Uhr in der Unterbringung direkt am ältesten isländischen Naturbad „Secret Lagoon“ an.

Schokolade auf dem Bett 🙂

Michaela kochte gleich eine riesige Portion Spaghetti – es sollten nicht unsere Einzigen in diesem Urlaub werden. Derzeit ist in Island der Sonnenuntergang nur zwischen 0 und 3 Uhr – sonst ist es immer hell. Wir konnten trotzdem ganz gut schlafen, da wir durch die Reisestrapazen fertig waren.


04.06.2024

Nach dem Frühstück testete Michaela das erste Mal das Automatik-Fahrzeug und fuhr gleich die ca. 25 km zum Geysir, unserem ersten HotSpot auf dem Golden Circle. Es war ganz wenig los und so sind wir bei stürmischem Wetter am „Little Geysir“ vorbei zum alle 6-8 Minuten bis zu 35 Meter hohe Wasserfontänen sprudelnden aktiven Geysir „Strokkur“. Leider war der Weg zum alten, inaktiven Geysir wegen Bauarbeiten nicht möglich. Wir beobachteten das Naturschauspiel und versuchten es mit der Kamera einzufangen. Auf dem Weg zurück zum Parkplatz wurden es schon mehr Besucher und wir schauten noch kurz im Souvenirshop vorbei, wo Michaela einen Plüsch-Puffin kaufte.

Danach sind wir weiter zum Wasserfall „Gullfoss“ gefahren. Am Parkplatz online mit einer App bezahlen und dann ging es auf den kurzen Fussmarsch zur Aussichtsplattform. Dort waren schon mind. 2 Busladungen Asiaten vor uns, die fleißig Selfies machten – mit dem Wasserfall im Hintergrund. Wir gingen den gut begehbaren Weg hoch, um weitere Fotos zu machen. „Mächtige Babbabum“ – die Gischt war auch sehr heftig. Wir sahen auch, dass man runter gehen kann und sind deshalb nach unten gegangen. Ich hatte zwar eine Tight unter der Wanderhose, aber auf dem Weg dorthin wurde ich durch die Wassergischt platschnass. Ich zitterte, da es durch den eisigen Wind sehr kalt war. Nach dem Fotostop sind wir wieder hoch und wärmten uns im Souvenirladen auf und machten danach Mittag im Auto.

Danach führte uns der Weg wieder am Geysir-Parkplatz vorbei (wo viel mehr Leute waren) und wir sind auf der Ringstraße 1 zum nächsten Wasserfall „Bruarfoss„. Leider musste Michaela auf der Schotterpiste noch ca. 10 Minuten fahren, bis wir am Parkplatz ankamen. Parkticket buchen und los gehts bei eisigem, extrem starkem Wind zum Wasserfall. Der war wesentlich kleiner aber sehr schön, da von allen Seiten das Wasser zentral zusammenfloss und auch schön blau schimmerte. Ein Stativ hätte man hier nicht aufbauen können, da es der Wind sofort umgeweht hätte. Zurück zum Auto und völlig durchgefroren durch die Sitzheizung wieder aufwärmen.

Ich setzte mich wieder ans Steuer und fuhr auf der Schotterpiste zurück zur Ringstraße und weiter zum Thingvellir Nationalpark. Dort wollten wir eine Komoot-Wanderung machen, was aber leider nicht ganz geklappt hatte, da wir auf dem falschen Parkplatz parkten. Hier wurde das erste isländische Parlament gegründet und es ist der Ort, an dem die nordamerikanische und eurasische Erdplatte zusammen kommen. Man kann hier sogar in der mit Wasser gefüllten Spalte schnorcheln – quasi zwischen den Kontinenten aber viel zu kalt. Es war zwar schon mehr los hier, aber immer noch überschaubar. Man hat eine tolle Sicht, auch auf ein kleines Dorf mit schöner Kirche. Auf dem Rückweg haben wir noch den Wasserfall „Öxarfoss“ besucht, der etwas versteckt lag.


Da wir noch unseren kostenlosen Besuch in der Secret Lagoon wahrnehmen wollten, sind wir wieder zurück zum Appartement gefahren und haben kurz im Bad nachgefragt, wie das nun geht. Im Zimmer die Badehose und den Bademantel anziehen und mit Badeschlappen rüber zum Bad. Nach dem Abduschen rein ins Bad – mollig warm. Im Hintergrund sah man die Thermalquelle aus der das Wasser gespeist wurde.

Danach sind wir zurück ins Zimmer. Das Haus mit den 4 Appartements war heute voll belegt – das könnte knapp werden mit der Gemeinschaftsküche. Während ein junges Paar sich Spaghetti kochte, begann ich mit dem Kartoffeln schälen. Die beiden kamen auch aus Deutschland und sind über den Norden und Osten hier in den Süden gefahren. Sie kamen aus Augsburg – die Welt ist ein Dorf. Nachdem die Zwei fertig waren, konnte Michaela mit dem Kochen beginnen und wir machten uns Bratkartoffeln. Wieder zu spät kamen wir zum Essen. Michaela bereitete auch Milchreis für Morgen Abend vor, da wir im nächsten Hotel keine Küche hatten. Nach einer Folge der Bergretter gingen wir ins Bett.


05.06.2024

Als Erste aufgewacht machten wir gleich Frühstück und packten danach unsere Sachen fertig. Die anderen Paare kamen erst nach uns dran. Alles ins Auto und weiter geht die Fahrt. Eine lange Etappe steht heute auf dem Plan bis zum Gletscher. Nach ca. 44km kamen wir an einer Pferdekoppel vorbei, wo viele Island Pferde standen. Michaela wollte ein paar Fotos schießen, aber mir war es zu stürmisch und deshalb bin ich wieder zurück ins Auto.

Weiter gehts zum Wasserfall „Seljalandsfoss„, an dem das Wasser vom Gletscher „Eyjafjallajökull“ hinabschießt. Der dortige Vulkan hat 2010 den Flugverkehr über Wochen lahmgelegt. Der Wasserfall lag früher direkt an der Küste, jedoch ist er durch die Verschiebung der Erdplatten schon etwas entfernt vom Nordatlantik. Auf dem Parkplatz war es ziemlich voll – v.a. Asiaten und Inder. Erstmal den Wasserfall von vorne und dann konnte man – unter Einsatz seiner Trockenheit – hinter den Wasserfall steigen. Sehr feucht wobei die Kamera in einer Hülle geschützt wurde, die das Fotografieren verkomplizierte.

Danach sind wir an zwei kleineren, weiteren Wasserfällen entlang zum nächsten Wasserfall, der in einer engen Schlucht versteckt lag – dem „Gljúfrabúi“. Zurück zum Auto und erstmal die mitgenommenen Brote essen. Ist ja schon Mittag.

Weiter gehts auf der Ringstraße zum „Skogafoss“, einem malerischen Wasserfall, an dem entlang man über Stufen hinaufsteigen kann und einen tollen Blick bis zum Meer hat.

In der Nähe lag auch der „Dyrholaey“, der nach einem kurzen Fussmarsch vom Parkplatz erreichbar war. Ganz toll und auch hier kann man hinter den Wasserfall gehen. Hier hatten wir auch mal das Glück, einen Regenbogen im Wasserfall zu sehen.

Am Reynisfjara View hatten wir einen tollen Blick auf die Umgebung mit Gletscher auf der einen Seite und das Meer direkt unter uns.

Hier sahen wir auch unsere ersten Puffins (Papageientaucher), die mit einem Affentempo an den Klippen entlang flogen – leider viel zu schnell für die Kamera.

Zurück im Auto ging es weiter zum schwarzen Strand nahe Vik, wo wir am „Reynisdrangar Beach“ die mächtigen Basalt-Säulen im Berg bewunderten. Die Wellen waren nicht so stark, aber es kann hier sehr gefährlich für die Touristen werden.

Um kurz vor 19 Uhr waren wir in der Stadt Vik i Myrdal und gingen dort zum Strand. Danach mussten wir zum ersten Mal tanken. Die Bezahlung hat bei mir ganz gut geklappt – im Gegensatz zu den Japanern an der anderen Zapfsäule. Doch dann bekam ich den Tankdeckel nicht auf. Erst durch den Einsatz eines Schraubenziehers konnte Michaela den eingedrückten Tankdeckel öffnen. Wieder bezahlen und volltanken – hoffentlich wird nur einmal abgebucht.

Dann ging die Fahrt los zum Gletscherhotel. Es war eine interessante, einsame Fahrt durch diese wechselnde Mond- und Heidelandschaft. Auf einem längeren Stück war die Asphaltoberfläche über Kilometer abgefräst und wir mussten langsam über die furchige Schotterpiste fahren. Endlich wieder auf Asphalt und gleich mussten wir durch einen starken Sandsturm.

Um 21 Uhr kamen wir im Hotel „Skaftafell“ an, das direkt am Rande der Gletscherzunge lag. Das Hotel war leider nicht so schick eingerichtet und auch sehr eng, aber die nächsten zwei Nächte sollte es uns beherbergen. Zum Abendessen gab es den mitgebrachten Milchreis. Ich war pappsatt. Im Fernsehen kam auch nix. Gute Nacht.


06.06.2024

Am Morgen hatten wir Frühstück direkt im Hotel. Es gab klassisches Frühstück – mit Rührei und Speck. Es war zwar nicht so lecker, aber wir mussten Kalorien tanken für den langen Ausflug heute. Um 10 Uhr waren wir am Treffpunkt von „Troll Tours“ für die Gletscherwanderung angekommen.

Wir wurden erstmal mit der notwendigen Ausrüstung eingedeckt – Spitzhacke und Steigeisen. Im Bus quatschte die nette Busfahrerin noch mit anderen Teilnehmern über das schlechte Wetter im Norden Islands. Sie meinte, dass gestern 380 Fahrzeuge abgeschleppt werden mussten, da die Straßen schnee- und eisbedeckt waren. Ich sagte ihr, dass wir in diese Richtung in den nächsten Tagen fahren.

Nach ca. 15 Minuten Busfahrt waren wir am Gletscher angekommen und gingen bis zu einem Punkt, an dem die ca. 30 Leute in 3 Gruppen aufgeteilt wurden. Unser Guide erklärte uns sehr genau, wie wir die Steigeisen an den Schuhen befestigen mussten. Sehr kompliziert. Aufgrund der Kälte der letzten Tage hatte ich drei Hosen und vier Oberteile an. Er meinte, ich kann getrost zwei Jacken ausziehen: ein guter Tipp. Denn Heute war es fast windstill (gestern mussten sie nachmittags die Touren sogar absagen). Zunächst sind wir auf dem Schotter langsam hochgegangen und dann kamen wir an der Gletscherzunge an.

Er erkundete vorab immer wieder die Strecke, da es wegen der zahlreichen Gletscherspalten sehr gefährlich war. Aber der Blick hoch zum Gletscher war beeindruckend. Pro Jahr nehmen die Gletscher ca. 1 Meter an Dicke ab und auch die Ausdehnung geht bedrohlich zurück.
Oben machten wir noch eine längere Pause und konnten unsere mitgebrachte Verpflegung essen. Dann begann der Abstieg und er gab uns noch ein paar wertvolle Tipps, wie wir sicher zurückkommen. Es passierte glücklicherweise nix.

An dem ersten Stop zogen wir die Steigeisen aus und gingen zu dem auf uns wartenden Bus. 5 Stunden Wanderung schlauchen schon ganz schön. Die lustige Busfahrerin unterhielt sich mit einem anderen Paar darüber, dass die Isländer hinter den Finnen zu den „Glücklichsten Menschen der Welt“ gehören – bei solch einer tollen Natur gut zu verstehen. Zurück an der „Troll“-Station gaben wir unser Equipment zurück und bekamen noch einen Kaffee.

Da es kurz vor 16 Uhr war und der Diamond Beach in der Nähe war, sind wir schon mal dahin gefahren. Eigentlich war der erst am Freitag auf dem Plan. Am Diamond Beach lagen nur vereinzelt Gletschereis-Teile im pechschwarzen Sand. Da hatten wir mehr erwartet.

Danach gingen wir über die einspurige alte Brücke zur Jökulsárlón Gletscherlagune, an der „Stirb an einem anderen Tag“ mit James Bond gedreht wurde. Gigantisch wie hier die unterschiedlich großen Gletschereis-Brocken im Wasser treiben – mit unterschiedlichen Farben von durchsichtig über weiß bis zu hellblau. Wir entdeckten auch ein paar Robben.

Danach fuhren wir zurück zum Hotel. Zufälligerweise entdeckten wir gegenüber dem Hotel mit seiner (sündhaft teuren) Sterneküche an der Tankstelle eine kleine Burgerbude. Viel günstiger und geschmacklich sehr lecker.

Danach über die Straße ins Hotel und mit den Eindrücken des Tages gingen wir ins Bett.


07.06.2024

Freitag früh wieder Frühstück im Hotel. Wir mussten um 11 Uhr auschecken und wollten zunächst zur Gletscherzunge am Hotel gehen.

Danach mit dem Auto eine kleine Strecke fahren und ab direkt zur Gletscherzunge des Skaftafell, die in zwei kleinen Seen aufging. Es war sehr idyllisch dort und wie in der Jökulsarlon-Lagune schwammen hier kleine und große Gletschereis-Teile im Wasser. Es war heute wieder sonnig, aber es wehte ein kalter Wind. Zurück ins Hotel und die Koffer holen.

Wir wollten ja nochmal zum Diamond Beach und parkten dort. Durch die Flut wurden zahlreiche Eisbrocken aufs Meer getrieben und brachen durch die Wellen in kleine Teile. Toller Fotostopp.

Danach ging es wieder über die Autobrücke in die Lagune. Erstmal Mittag und ich gönnte mir einen Hotdog und Michaela speiste einen Burger.

Danach ab in die Jökulsárlón Lagune – die heute ganz anders aussah. Michaela hatte ihr Stativ dabei und ich betrachtete die Lagune von oben.

Als wir uns wieder trafen, sagte sie mir, dass sie ihre Kreditkarte nicht mehr findet. Ohne Kreditkarte ist man in Island ziemlich aufgeschmissen, aber ich hatte meine Karte ja noch und konnte auch mit meiner Garmin-Uhr mittlerweile ganz gut bezahlen.
Weiter mit dem Auto für 85 km bis in die Nähe von Höfn, wo wir die wunderbare Sicht auf den „Stoksness“ genießen konnten.

Dort suchten wir erstmal die Robben und sahen auch 2 Stück im Wasser. Danach noch die Küste „abfotografieren“ und zurück ging es auf der Ringstraße mit einem kurzen Stopp am „Red Chair“ und noch einem kleineren Wasserfall, den wir aufgrund des extrem starken Windes nicht genießen konnten.

In Djupivogur tankten wir nochmal, da es im Norden weniger Tankstellen geben soll. Anschließend ging es am Fjord entlang zu unserer nächsten Unterkunft in Berunes. Es war durch den Wind richtig schwierig, das Auto in der Spur zu halten.
Die Unterkunft war ein kleines Hüttchen mit naheliegendem Campingplatz und Restaurant. Da wir hier auch keine Küche hatten, sind wir ins Restaurant. Ich bestellte ein leckeres Lammsteak und Michaela hatte ein Polenta-Gericht. Im Restaurant waren vier Tische belegt – und alle Gäste sprachen „Deutsch“. Der Koch war aus Österreich – ich liebe österreichische Küche „all-over-the-world“.

Zurück im Zimmer beobachteten wir nochmal genauer die „Safetravel.is“-App, auf der die nicht befahrbaren Streckenabschnitte ständig aktualisiert wurden. Mal schauen, ob es bis Morgen besser wird. Aber ich hatte ein ungutes Gefühl, ob wir Morgen zur nächsten Unterkunft überhaupt kommen können. Das Auto hat ja Sommerreifen drauf – wegen Allrad-Antrieb sollte das jedoch kein allzu großes Problem sein. Durch den starken Sturm und die lauten Geräusche brauchte ich Ohropax zum Einschlafen.


08.06.2024

Nach einer unruhigen Nacht wachten wir in der früh auf und machten uns Frühstück. Der Straßenbericht war etwas besser geworden, aber immer noch waren zahlreiche Streckenabschnitte nicht befahrbar. Am besten einen Einheimischen fragen. Der Hotelchef gab uns einen tollen Tipp, dass wir erstmal an den Fjorden entlang fahren sollten. Bis Mittag glaubte er, dass ein Teil der Strecken wieder freigegeben werden könnten. Zuerst fuhr Michaela an den Fjorden entlang bis Reydarfjördur, wo wir an einer Tankstelle kurz Pause machten. Es war wenigstens nicht mehr so stürmisch wie die letzten Tage und auch etwas wärmer. Mittlerweile sagte die App an, dass weitere Abschnitte freigegeben worden sind.

Nach dem Fahrerwechsel bin ich über Egilsstadir gefahren. Am Rand war ein Wasserfall, der „Rjukanda“-Wasserfall zu erkennen, den wir kurz besuchten.

Um etwas Zeit zu schinden, da im Hochland noch Abschnitte gesperrt waren, sind wir in den Canyon zum „Studlafoss„-Wasserfall gefahren. Nach dem Verlassen der Ringstrasse begann die Schotterpiste, die wir ca. 15km fahren mussten, um am Parkplatz anzukommen. Der war proppevoll, aber ich fand noch eine Lücke. Erstmal ca. 2km oben entlang am Canyon laufen, bis wir an dem tollen Ort mit seinen Basaltsäulen ankamen. Anschließend wieder zurück zum Parkplatz und die Schotterpiste wieder zurück zur Ringstraße.

Da beide Zufahrten zum Dettifoss-Wasserfall gesperrt waren, wollten wir direkt zur Unterkunft. Erstmal ging es steil bergauf und weiter durch das Hochland. Es schneite leicht, aber die Straße war gut befahrbar. Da zahlt sich die Straßenheizung aus. Immer wieder toll, wie manche Leute ohne Licht oder nur mit Tagfahrlicht fahren. Plötzlich wehte ein schwefelartiger Geruch durch die Nase. Wir waren im Thermalgebiet angekommen und machten Halt beim „Hverarönd„. Dort gab es sprudelnde Schlammbecken und dampfende Fumarolen, aus denen Schwefelgas austritt – was den penetranten Geruch erklärte. Danach sind wir über die Bergkette hinunter zum Myvatn-See gefahren, wo wir allerdings keinen Stop machten.

Weiter gings zu unserer Unterkunft, dem „Midhvammur Farm Stay„. Es war eine sehr wellige Straße – rauf und runter immer wieder. Den letzten Kilometer bin ich direkt hinter einem Traktor gefahren. Ich witzelte noch darüber und es war tatsächlich unser Vermieter. Die beiden Hofhunde begrüßten uns schon und er gab uns den Schlüssel für das schön eingerichtete „Gartenhäuschen“. Er meinte auch, dass sie hier noch nie im Juni sechs Schneetage hatten – und Heute war erst der achte Tag im Juni. Die Hunde warteten auf der Terrasse, damit wir ihnen weiterhin Stöckchen warfen.

Es begann kräftiger zu regnen. Danach gab es im Zimmer wieder Spaghetti. Leider funktionierte die Herdplatte nicht so gut und deshalb dauerte es ewig. Aber das Bett war schön hart und so konnten wir ganz gut schlafen. Vielleicht ist ja Morgen wenigstens eine Zufahrt zum Dettifoss-Wasserfall wieder freigegeben.


09.06.2024

Leider war in der Unterbringung der Kühlschrank nicht wie gedacht voll fürs Frühstück gefüllt. Wenigstens war ausreichend Kaffee da. Deshalb sind wir nach der Abgabe des Schlüssels und einem netten Plausch mit dem Bauern direkt die ca. 30 km nach Husavik gefahren. Die Westzufahrt zum Dettifoss war heute früh von „rot“ auf „grün“ gesprungen. In Husavik wollten wir bei einem Bäcker richtig Frühstück machen – aber leider war der Laden zu. Deshalb sind wir in eine Tankstelle gegangen, da man dort auch ganz gut essen kann: HotDogs zum Frühstück *lecker*.

Danach haben wir den Hafen von Husavik angeschaut. Mir hat er gut gefallen, da er nicht so überlaufen war. Dort starteten auch die ganzen Walbeobachtungs-Touren. Das Geld sparten wir uns, da man halt wenn man Pech hat nix sieht und im Glücksfall eine graue Insel im Wasser und evtl. noch die dazugehörige Walflosse.

Danach starteten wir an der Nordküste entlang die Fahrt zum Dettifoss. Das Wetter war OK – bis zur Abfahrt zum Dettifoss. Auf einmal wurde der Nebel immer dichter und wir fuhren mit Warnblinkanlage (Michaela schaute online nach, dass man das hier so macht). Entgegenkommende Autos hatten meist nur das Tagfahrlicht an oder das Licht ausgeschaltet und das Tempo nicht gedrosselt. Man sah ca. 70 Meter weit. Der Parkplatz am Dettifoss war total voll und da wir nicht vorwärts gekommen sind, hab ich das Auto einfach am Straßenrand geparkt. Ich zog mir die Wanderstiefel an und Michaela musste auf die Toilette.

Von einem Toilettenhäuschen mit 4 Türen war nur 1 Tür freigeräumt – bei den anderen Türen sah man den Türgriff vor lauter Schnee nicht. Der Weg war durch den festgetrampelten Schnee sehr rutschig und man sah die Begrenzungsseile entlang des Weges überhaupt nicht mehr, da sie komplett zugeschneit waren. Endlich am Dettifoss angekommen konnte man die Wassermassen des größten Wasserfalls Europas‘ zwar hören – aber fast nix erkennen. Ich machte Michaela den Vorschlag, dass wir gleich zum anderen Wasserfall, dem „Selfoss“ gehen sollten. Falls sich der Nebel ggf. auflockert könnten wir nochmal zum Dettifoss zurück gehen. Am Selfoss leider das selbe Bild: „Wie Sie sehen – sehen Sie nix“. Also zurück zum Auto und Brotzeit machen.
Da sich keine Besserung abzeichnete, sind wir wieder zurück gefahren, bis wir wieder auf der Ringstraße waren, wo wenigstens der Nebel sich auflöste. Auf dem selben Weg wie gestern ging es an dem Geothermiebecken vorbei zum Myvatn-See, wo Michaela ein paar Islandpferde fotografieren wollte. Ich bin im Auto geblieben – und das Fenster war sofort voll von Mücken, weshalb der See übersetzt auch „Mückensee“ heißt.

Danach sind wir weiter zum nächsten Hotel direkt am Godafoss-Wasserfall gefahren. Gleich das Zimmer vollpacken und danach den toll angelegten Wasserfall fotografieren. Dort läuft das Wasser von allen Seiten herunter. Er ist nicht so groß, aber dafür sehr mächtig. Der Godafoss heißt so, weil dort um 1000 n.Chr. die Isländer ihre diversen Götterstatuen heruntergespühlt hatten, als sie zum christlichen Glauben konvertierten. Es war sehr schön, aber mit der Zeit wurde es doch sehr frisch.

Auf der anderen Seite des Wasserfalls beobachteten wir, dass dort zwei Kajakfahrer den Wasserfall herunterfuhren und von einer Drohne gefilmt wurden. Was natürlich nicht erlaubt war. Michaela blieb etwas länger, ich bin – da ich durchgefroren war – wieder aufs Zimmer und begann meinen Koffer für den morgigen Flug zu packen.

Zum Abendessen gab es wieder Skyr mit Haferflocken – langsam kann ich es nicht mehr sehen. Da der Flug Morgen früh ist und wir nochmal zum Godafoss wollten, mussten wir früher aufstehen.


10.06.2024

Nach dem Aufstehen gleich kurz einen Happen essen und los ging es zum Godafoss – diesmal zum ersten und einzigen Mal mit dem Stativ und den extra für diesen Urlaub gekauften Filtern. Es war noch überhaupt nix los und wir waren anfangs die Einzigen.

Gegen 8 Uhr sind wir zurück zum Hotel, um unser Appartement zu räumen. Die Fahrt nach Akureyi zum Flugplatz dauerte knapp 30 Minuten, da wir auch durch den 7 km langen Tunnel fuhren. Der war im Gegensatz zu den anderen Tunneln etwas geräumiger und besser ausgeleuchtet – kostete aber eine Maut.
In Akureyi nochmal Tanken und Michaela putzte das Auto. Am kleinen Flugplatz kann man direkt zum Terminal hinfahren. Etwas Probleme gab es mit der Abgabe des Mietwagens, weil der Mitarbeiter nicht da war. Ich telefonierte mit der Hotline und die Dame sagte mir, wo ich den Schlüssel einwerfen kann. Hoffentlich gibt es kein teures Nachspiel – aber wir haben keine weiteren Kratzer ins Auto gefahren.

Den Koffer konnten wir unbürokratisch abgeben – kein Ausweis oder so. Danach mussten wir im Wartebereich mehr als 1,5 Stunden warten, bis unser Boarding begann. Ohne Security-Überprüfung ging es in das kleine Flugzeug, welches uns von Akureyi im Norden diesmal direkt zum Flughafen Reykjavik bringen sollte. Da noch Plätze frei waren, setzte sich Michaela nach ganz vorne, um auch einen Fensterplatz zu bekommen. Ich saß direkt am Flügel und Rad, konnte aber während des Fluges trotzdem die schöne Landschaft bestaunen – mit ihren Gletschern.