15.08.2022: Run Of 22

Rechtl. Hinweis: Personen, die sich auf den hier abgebildeten Bildern wiedererkennen und das nicht möchten, wenden sich bitte an mich.

Anlässlich der Marathon-Läufe im Rahmen der European Championships in München vom 11.08. bis 21.08. ist am Feiertag Maria Himmelfahrt in der Münchner Innenstadt der Marathon-Wettkampf geplant. Die Profis müssen viermal die 10km-Runde absolvieren – mit einer Startschleife vom Odeonsplatz um das Siegestor, damit sie auf die 42,195 km kommen. Am Nachmittag konnten die Halb-Profis eine Runde auf der Original-Strecke laufen.

Interessante Strecke durch die Münchner Innenstadt

Als ich davon im Februar erfahren hab, hatte ich mich gleich angemeldet und meinem Kollegen Stefan davon erzählt, der sich auch spontan anmeldete. Daher kamen unsere niedrigen Startnummern von 67. Die Anmeldegebühr betrug 35 Euro – inkl. 50%-Rabatt für die Abendsession im Olympiastadion (daraus wurde später sogar eine Freikarte).

Da es die letzten Wochen sehr heiß war und ich noch Bedenken wegen meiner Corona-Erkrankung hatte, war ich mir über meine Form (nicht die Körperform – die ist rund) nicht ganz klar. Ursprünglich wollte ich ja hier die 45 Minuten-Marke knacken, aber da ich das ja schon beim virtuellen Silvesterlauf mit 44:47 Minuten geschafft hatte, konnte ich es lockerer angehen.

Das Wetter am Feiertag war etwas kühler, als vorhergesagt. Ursprünglich wurden über 30 Grad für den Montag angesagt, aber im Laufe der Woche sanken die Temperaturprognosen auf ca. 26 Grad. Die Profis hatten sich vergebens für eine Vorverlegung ihrer Titelkämpfe eingesetzt. Die Frauen starteten deshalb um 10:30 und die Herren dann um 11:30 Uhr auf der selben Strecke.

Am Sonntag früh bin ich nur eine kleine, lockere Runde gelaufen und am Nachmittag zusammen mit Michaela geradelt. Die Laufklamotten herrichten und am Abend noch ein 9-Euro-Ticket online gekauft. Die Schuhwahl fiel wieder auf die Saucony Endorphin Speed 2, die mich schon knapp 400km durch die letzten (virtuellen) Wettkämpfe getragen haben.

Startnummer – ready to run

EM-Marathon 2022

Da ich mich mit meiner Zeit beim Regensburg-Marathon um knapp 1:30 Stunden nicht für den EM-Marathon qualifiziert habe, blieb mir dort nur die Zuschauerrolle. Mal einen Marathon anschauen – aus der Zuschauerperspektive.

Um kurz nach 9:30 Uhr bin ich daheim aufgebrochen, um pünktlich zum Start die Frauen auf der ersten Runde am Marienplatz anzufeuern. Michaela kam nicht mit, da ihr Papa Heute zu uns kam. Am Marienplatz angekommen war ich eingebettet von spanischen Fans gegenüber dem AppleStore.

Nachdem die Frauen durch waren, wollte ich das Maskottchen Wastl von 1972 am Rathaus fotografieren. Mich fragte eine Passantin aus Bogenhausen, was hier überhaupt los ist. Ich erklärte ihr, dass Heute der Marathon-Lauf anlässlich der European Championships 2022 stattfindet. Sie hat davon noch gar nix erfahren gehabt und auch in der Sportgeschichte war sie nicht so sehr bewandert. Als ich erzählte, dass auch das 50jährige Jubiläum der Spiele von 1972 gefeiert wird, meinte sie, dass das keine tollen Spiele waren, die „der Hitler da ausrichten ließ“. Ich sagte ihr, dass der 1972 glücklicherweise nicht mehr an der Macht war und sie es wohl mit den Olympischen Spielen 1936 in Berlin verwechselt.

Kurz vor der zweiten Runde lief ich vor zum Dallmayr-Haus, wo ich die Läuferinnen wieder fotografierte. Ich konnte sogar die Schöneborn-Zwillinge erwischen. Das Feld zog sich schon etwas in die Länge.

Weiter ging ich dann zur Theatinerkirche am Odeonsplatz, wo ich die Tribüne am Start sah, die gut gefüllt war. Den Start des Männerrennens sah ich auch. Es waren sehr viele Zuschauer an der Strecke.

Da mir im Startbereich zu viele Leute waren, bin ich wieder hinter die Verpflegungsstation gegangen, um die Läuferinnen und nun auch Läufer zu fotografieren.

Danach versuchte ich, auf die Starttribüne zu kommen. Eine kurze Taschenkontrolle und dann ab auf die Tribüne, wo ich die Männer auf dem Weg zur 2. Runde sah.

Danach weiter zum Siegestor, um die Frauen am Ende ihrer 3. Runde zu erwischen.

Kurz darauf kamen die Männer und es sah für die deutschen Starter noch sehr gut aus:

Bei der U-Bahn-Haltestelle an der Universität unterquerte ich die Leopoldstraße, um den Zieleinlauf der Frauen nicht zu verpassen. Leider war ich da etwas weit weg vom Geschehen, aber mit dem 18-400mm Objektiv konnte ich die Finisherinnen noch ganz gut erwischen. Leider hat es für Miriam Dattke ganz knapp nicht für die Bronze-Medaille gereicht, aber die deutschen Damen schafften in der Mannschaftswertung überzeugend die Goldmedaille.

Gleich kommen die Männer und starten in ihre letzte Runde.

Kurz darauf erhielt ich eine Whatsapp von Stefan, dass er nun angekommen ist. Wir waren gar nicht so weit voneinander entfernt und ich lief zu ihm. Er hatte heute schon Tennis gespielt. Ich packte die Kamera ein und wir verfolgten den Zieleinlauf der Männer direkt am Ziel. Da ich nicht so groß bin, sahen wir den völlig überraschenden Sieg von Richard Ringer, der auf dem Teppich mit einem grandiosen Endspurt noch den Israeli überholte. Die Menschenmenge tobte – damit hat Keiner gerechnet. Auf dem vierten Platz landete Amanal Petros, der deutsche Marathon-Rekordhalter. Im Team holten sich die Deutschen die Silbermedaille hinter den starken Israelis‘. Auf der Videowall konnten wir den überglücklichen Sieger verfolgen.

Salomon Run Of 2022

Da es kurz nach 14:00 Uhr war und wir erst um 15:30 Uhr starteten gingen wir noch in einen kleinen Park und setzten uns auf die Wiese. Als wir hörten, dass die Siegerehrung der Damen beginnt, sind wir dorthin gegangen. Toll, die deutsche Hymne mal zu hören und den frenetischen Jubel der Fans aus aller Welt.

Da ich mich noch umziehen musste, bin ich kurz zum Landwirtschaftsministerium gegangen und hab mich dort umgezogen. Der Pavillon für die Umkleide war nämlich zu voll und stickig. Egal, ich war nicht der Einzige. Auf dem Weg zurück zur Siegerehrung nahm ich noch mein Maurten-Gel. Ich hatte leider seit dem Frühstück nix richtiges mehr gegessen. Stefan konnte die Ehrung von Richard Ringer anschauen und gemeinsam folgten wir der Team-Ehrung und hörten die israelische Hymne.

Noch kurz den Startbeutel abgeben und schon begaben wir uns mit den ca. 2200 Mitläufern zum Startbereich in der Von-der-Tann-Straße. Stefan war zwar in Startblock B, konnte sich aber leicht zu mir in Startblock A schmuggeln. Ich hab auf der Uhr die Zielzeit von 48 Minuten eingestellt und Stefan wollte auch mitlaufen, soweit es ging. Angesichts der hohen Temperaturen und der Sonne hielt ich das für machbar. Nach kurzer Wartezeit (glücklicherweise im Schatten) ging die Menge zum Start-/Ziel-Bereich am Odeonsplatz. Die Zeit bis zum Start verging schnell, auch wenn wir von dem Moderator am Start nur über die Videowall mitbekommen haben.

Wir wünschten uns noch einen guten Lauf. Ich hoffte, dass wir uns im Startgetümmel nicht verlieren. Aber wir kamen gut und sturzfrei durch das Gedränge vorbei an der Feldherrenhalle und Theatiner-Kirche entlang der Residenz zum Marienplatz.

Nach dem Marienplatz hatten wir in genau 4:48 den ersten km geschafft. Weiter ging es zum Viktualienmarkt und von dort zum Gärtnerplatz, wohin wir nach einer Kehre wieder zurückkehrten, um dann erneut zum Viktualienmarkt zu kommen. Wir versuchten weitgehend im Schatten zu laufen. Nach dem Viktualienmarkt war km 3 auf dem Weg zum Isartor erreicht. Wir wollten etwas Pace herausnehmen, da ja noch knapp 7 km vor uns lagen.

Pünktlich bei km 4 gab es eine Dusche, durch die wir dankenswerterweise laufen konnten. Von der Eisbachwelle bogen wir ab in Richtung Friedensengel. Auf dem Weg dorthin gab es eine Verpflegungsstation, an der wir uns Wasserbecher schnappten und kurz gingen.

Kurz vor dem Friedensengel querten wir die Isar. Die Runde führte einmal herum um den Friedensengel – wobei der leichte Anstieg schon spürbar war. Aber wo es raufgeht, gehts auch wieder runter und so kamen wir wieder zur Isarbrücke runter und bogen in die parallel zur Isar verlaufende Straße. Hier war wieder Schatten und die Strecke abschüssig. Ein älterer Herr am Streckenrand feuerte uns an und sagte, es geht bergab. Aber nur von der Strecke – nicht mit uns.

Auf Höhe des Chinesischen Turms meinte Stefan, ich soll alleine weiterlaufen. Aber ich nahm etwas Tempo heraus und sah ihn immer noch gut mitlaufen. An der U-Bahnstelle Giselastraße gab es einen Knick zum Siegestor. Nochmal kurz unter die Dusche und los gehts. Ich erhöhte mein Tempo und lief um das Siegestor auf die endlos lange Zielgerade.

Ich merkte dann aber schnell, dass ich das hohe Tempo nicht bis ins Ziel halten kann und nahm mich etwas zurück. Aber es pushed wahnsinnig, wenn man Läufer vor sich sieht, die man noch „schnappen“ könnte und dann kommt man gleich wieder ins schnelle Tempo zurück. Aber ich konnte es halten und mit einer 4:11-er Pace auf dem letzten Kilometer bin ich nach 48:24 Minuten über die Ziellinie.

Es gab für jeden Finisher wieder eine schöne Holzmedaille.

Holz statt Gold, Silber & Bronze – viel nachhaltiger

Ich wartete noch kurz auf Stefan, der mit knapp über 50 Minuten auch total zufrieden war – angesichts der klimatischen Umstände.

Platz 594 von 2153 ist TOP. Ganz knapp an der Bronzemedaille vorbei.

An der Verpflegungsstelle schnappten wir uns gleich Getränke und unterhielten uns noch. Anschließend sahen wir noch ein paar Läufern zu, die gerade glücklich ihre 10km-Strecke absolvierten. Es war echt ein toller Lauf und dann ging Stefan runter zur U-Bahn und ich zur Umkleide direkt am Landwirtschaftsministerium. Raus aus den durchschwitzten Klamotten in trockene Kleidung.

In der U-Bahn angekommen sah ich noch Amanal Petros und Hendrik Pfeiffer mit ihren Mannschaftsmedaillen, die wohl zum Olympiastadion fuhren.

Ich fuhr mit der U-Bahn zum Marienplatz, wo leider die Bäckerei schon zu hatte. Deshalb gleich in die nächste S-Bahn nach Pasing, wo ich mir beim Bäcker etwas holte. Ich hatte mittlerweile großen Hunger. Da die Zeit bis zum Eintreffen meiner S-Bahn nicht mehr reichte, konnte ich das Baguette nur halb essen. In der Bahn gehts ja mit FFP2-Maske nicht 😉

Endlich in Gernlinden angekommen, konnte ich den Rest noch essen. Auf dem Fussweg nach Hause hab ich meine Mama angerufen und daheim war Michaelas‘ Papa auch schon gut angekommen.