Marathon No. 8: 32. München Marathon

Anmeldung

Da ich 2017 ja bereits in Hamburg war, Füssen noch vor der Tür stand und um die Kosten für das Marathon-Hobby nicht so sehr in die Höhe zu treiben, habe mich gegen mein ursprüngliches Ziel – den Marathon von Leipzig nach Halle zu laufen – entschieden. Es musste etwas in der Nähe sein, ohne großartige Kosten für Hotel und Anreise. München kenn ich und bin 2015 dort meinen zweiten Marathon gelaufen. Da komm ich mit der S-Bahn hin, auch wenn ich die Strecke damals nicht so toll fand. Aber nachdem sich meine Arbeitskollegen Stefan und Martin entschieden haben, auch den 32. München Marathon zu laufen, war die Entscheidung klar.

Kurz vor Ablauf der zweiten Anmeldeperiode meldeten wir uns zu dem Schnäppchenpreis von 85 Euro pro Person kurz vor dem 30.06.2017 an. Ich war zwar noch etwas skeptisch, da ich ja Ende Juli den Füssen-Marathon vor mir hatte. Zusätzlich fand ich das obligatorische Finisher-Shirt mit 38 Euro unverschämt teuer.

Trainingsplan

Gleich einen Tag nach dem Füssen-Marathon trafen wir drei uns beim Mittagessen zum Kick-Off und unterhielten uns über unser gemeinsames Vorhaben: Nach dem Marathon ist vor dem Marathon. Stefan war schon fleißig am Trainieren und Martin C. war auch gut im Training. Beide haben bisher je einen Marathon erfolgreich absolviert – Stefan 2010 in New York mit 4:27 und Martin C. mit 3:58 dieses Jahr ja in Hamburg. Ich machte fast eine ganze Woche Laufpause, bevor es dann losging mit dem 10-Wochen-Training. Wir nahmen uns vor, nach dem 3:45-Stunden-Plan von Herbert Steffny zu trainieren. Der hat sich bei mir in Füssen überraschend gut bewährt. Ich habe mich während der Vorbereitungszeit weitgehend an den Plan gehalten und auch die langen Läufe um die 30 km liefen überraschend gut. Dabei bin ich viermal von der Arbeit nach Hause gelaufen – zwischen 26 und 32 Kilometer. Martin C. schwenkte sogar auf den 3:30-Stunden-Plan um und wollte diese Marke angreifen.

Anreise

Die Anreise erfolgte am 6.10.2017 direkt nach der Arbeit, als ich zur Marathon-Messe in die Olympiahalle fuhr.

Olympiahalle München
Eingang

Erstmal in die falsche Richtung abgebogen und genau auf der Gegenseite der Halle sagten die Ordner mir, dass ich von der anderen Richtung zur Startnummern-Ausgabe muß. Ich biß mir auf die Zunge und sagte nix – drin war keine Menschenschlange und nur 4 Läufer an den Terminals. Im Nachhinein hab ich gehört, dass es Vielen ähnlich erging und sie sich richtig beschwert hatten. Also nochmal um das obere Rund der Olympiahalle, bis ich endlich die Startnummer hatte. Dann weiter zur Startbeutelausgabe, der relativ stabil aussieht.

Startbeutel für Klamotten

Die Ausgabe erfolgte durch Flüchtlinge, was ich eine schöne Aktion fand. Zum Schluss noch das Finishershirt abholen und etwas auf der Messe herumschauen. Da hinkt München hinter den Messen in Berlin, Frankfurt und Hamburg sehr stark hinterher. Nicht mal Sleepies gab es 🙁 Dafür einen BMW-Schlüsselanhänger mit der Strecke. Auf der Heimfahrt gab es ein sehr starkes Unwetter in München mit Hagel, Sturm und starkem Regenfall. Das die Straßen in der bayerischen Landeshauptstadt nicht die Allerbesten sind, merkt man an den Pfützen auf den Straßen. Hoffentlich wird das Wetter am Sonntag besser – aber die Vorhersagen verhießen nix allzu Gutes.

Hotel

Da wir ja an der S-Bahnstrecke wohnen und zum Olympiastadion öffentlich nur ca. 45 Minuten brauchen, ist der Vorteil von München, dass wir hier kein Hotel brauchen. Ich wollte diesmal auch mit der S-Bahn fahren, da es mir nach dem WingsForLife-Lauf im Mai nicht gut ging und es schon ziemlich gefährlich war, mit dem Auto zu fahren. Schön ist in München, dass die Startnummer zur kostenlosen Fahrt beim MVV berechtigt. Das ist nicht überall so. Meine beiden Kollegen wohnen direkt in München, also für Alle ohne Reisestrapazen. Ich durfte mir von Köchin Michaela auch meine Leibspeise für das Abendessen am Samstag wünschen: Spaghetti Bolognese 🙂

Startnummer

Anfang Oktober bekamen wir die Email mit der Teilnahmebestätigung und der Startnummer: 3087.

Startnummer

Kurz vor dem Lauf

Die Prognosen für den 8.10.2017 waren Anfang der Woche noch katastrophal: 4-6 l/m² pro Stunde während des Laufes, windig und kalt. Die Niederschlagsmenge sank im Laufe der Woche (und verschiedenen Wetterberichte), dafür nahm die Windgeschwindigkeit zu. Am Samstag sagten sie für das Rennen jedoch nur geringe Regenmengen an, dafür aber mittelstarken Wind mit Böen bis zu 50 km/h. Ich stellte mich also auf ein Sauwetter ein und richtete das lange Kompressionshemd und die Laufmütze her. Am Samstag Abend noch die Mizuno Wave Rider 19 Hamburg Edition für ihren letzten Einsatz gegen das Wasser imprägnieren und Alles kontrollieren. Nach dann 3 Marathons und 3 Halbmarathons in 2017 haben sie sich den Ruhestand wohlverdient.

„wir gehen nun in den Ruhestand“ 

Nach einer unruhigen Nacht wachte ich um kurz vor 6 Uhr auf und frühstückte nochmal anständig. Danach zog ich die „Unterwäsche“ an und tapte meine Achillessehnen. Nebenzu lief gerade der Start des Formel 1-Rennens in Suzuka. Auch mal ganz schöne Unterhaltung. Um kurz nach 7 Uhr ging es dann los.

Selfie vor der Abfahrt

Beim Verlassen des Hauses schaute ich kurz in mein Handy. Martin C. schrieb per WhatsApp in die Gruppe, dass er sich nicht gut fühlt und bei dem Wetter lieber nicht starten wird. So werden aus 3 Musketieren schnell mal zwei Musketiere.

Ausnahmsweise bin ich mit dem Auto vom Haus zur S-Bahn in Gernlinden gefahren, die auch schnell kam. Es war durch den Wind bitterkalt draußen, aber in der S-Bahn war es wenigstens schön warm. Es waren relativ wenige Mitläufer in der S-Bahn, aber am Marienplatz standen schon zahlreiche Läufer. In der U-Bahn traf ich ein nettes Paar (um die 60 Jahre) aus dem Kraichgau. Wir unterhielten uns über unsere „Triumphe“ der Vergangenheit. Der Mann wollte unter 3:30 Stunden laufen. Das ist leider nicht meine Kategorie, aber die 3:45 Stunden sollten Heute geknackt werden. In Füssen fehlten ja nur 34 Sekunden. Wir gingen dann zum Olympiastadion-Eingang und ich besuchte erstmal die Toilette.

Vor dem Start noch alles leer

Nun zur Umkleide und nochmal checken, wo der Treffpunkt in der Halle genau war. Die Umkleidemöglichkeit beim München-Marathon sind ehrlich gesagt eine Zumutung. Hinter sperrangelweit-offenen „Sichtschutz“-Wänden zieht man sich da auf (teilweise regennassen) Bierbänken um. Und durch den starken Wind drohten diese, in jedem Moment umzukippen. Wir hielten mit einer Hand die Stangen zurück und zogen uns an. Irgendwann sagte ich, dass wir die Bänke in den Innenraum stellen sollten, damit sich Keiner vor dem Rennen verletzt. Dann den Kleiderbeutel abgeben und los Richtung Olympiahalle. Nochmal kurz auf die Toilette (Nr. 2). Dabei fiel mir ein, dass ich meinen Walkman-Fernbedienungs-Ring im Beutel vergessen habe. Also wieder zurück und dabei lief mir Stefan über den Weg. Wir gingen wieder zurück und zur Abwechslung gleich mal wieder auf die Toilette im Olympiastadion. Wir blieben dann in den Katakomben des Stadions, um uns vor dem eisigen Wind etwas zu schützen.

Um kurz vor 10 Uhr (unser Startblock war um 10:10 Uhr) gingen wir erneut auf die Toilette – nervöse Blase . Dann runter zum Coubertainplatz und dort konnten wir den Startschuss der Böllerschützen direkt verfolgen.

Wir schlichen uns in die zweite Startwelle. Kurz noch die Laufuhr programmieren auf 3:45 Stunden und schon bewegten wir uns in Richtung Startlinie.

Der Lauf

Auf geht’s – so steht es auf dem Startbogen. Seit Montag bin ich keinen Meter mehr gelaufen und nun soll/muss/darf ich 42,195 km laufen bei saukaltem Herbstwetter. Noch ist es trocken. Nach dem Coubertainplatz bewegte sich der Tross leicht hoch am Rande des Stadions entlang. Es gab kein großes Gedränge und so konnten wir leicht zusammen bleiben. Die ersten Kilometer konnten wir super unser angestrebtes Tempo von 5:23 min/km für die ersten 15 km erreichen. Beide hätten wir schon wieder auf die Toilette gemusst und waren dabei nicht die Einzigen –  immer wieder verschwand Einer in die Büsche . Aber wir wollten bis zum Englischen Garten durchhalten – knallharte Jungs halt. Nach km 5 kam dann an der Siegessäule die erste Kehre.

Weiter geht’s durch Schwabing zur ersten Wechselstelle für die Marathonstaffeln. Kurz danach stand unser Firmenchef am Straßenrand und wir klatschten ihn ab. Er ist selbst erfahrener Marathoni und es ist toll, wenn man angefeuert wird. Vielleicht zahlt es sich bei der nächsten Gehaltsrunde ja aus . Danach ging es in den Englischen Garten Richtung Norden und dann wieder südwärts. Kurz vor der Verpflegung bei km 10 gingen wir dann in die Büsche, um diese zu Gießen. Bis zum Ausgang des Englischen Gartens hatten wir den Zeitverlust wieder reingeholt. Dort feuerte unser Chef uns auch nochmal lautstark an. Bei km 15 waren wir sogar 4 sec/km schneller als der Plan mit einer durchschnittlichen Kilometerzeit von 5:23 Minuten.

Nun standen 10 schnelle Kilometer mit 5:14 an. Durch Bogenhausen ging es leicht bergauf bis zur Halbmarathon-Marke. Der Wind war ekelhaft. Kurz vor dem Halbmarathon konnten wir ein BMW-Pacercar überholen. Ist auch mal ganz schön, einen BMW zu überholen. Bei km 22,5 hatte ich meine erste Eigenverpflegung-Flasche deponieren lassen. Durch den Regen hat sich der wasserfeste Stift gelöst und ich hatte plötzlich blaue Finger. Von den Fingern hingegen ging die Farbe nicht mehr ab – erst am Abend. Danach ging es durch Oberföhring zum östlichsten Punkt der Strecke. Keine sehr schöne Gegend und wenige Zuschauer. Am Leuchtenberg war km 25 erreicht und der schnellste Streckenabschnitt war planmäßig erreicht.

Die letzten 17 km müßten wir nur noch das Durchschnittstempo von 5:23 halten und könnten so das Ziel in Sub-3:45 erreichen. Aber leider läuft das (Marathon-)Leben nicht immer geradlinig. Am Ostbahnhof vernebelte uns erstmal eine uralte Dampflokomotive die Sicht und dank meines Bayern (nicht FC)-Buff atmete ich nicht so viel Abgase ein. Es blieb zwar trocken, aber der Wind zehrte schon an den Nerven und der Motivation.

Endlich wieder über die Isar laufen und durch Haidhausen am Deutschen Museum entlang.  Bei km 31 beginnt doch erst der schönere Teil des München-Marathon. Doch irgendwie konnte ich es nicht genießen. Ich fühlte mich scon wie im Tunnel und nahm die Umgebung fast nicht mehr wahr. Es waren zwar mehr Leute in der Innenstadt, aber so richtig genießen konnte ich es diesmal nicht.

Auf dem Marienplatz

Über den Marienplatz ging es zum Odeonsplatz.

Kurz nach dem Odeonsplatz trafen wir Stefan Frau und legten einen kleinen Fotostop ein.

Auf geht es zum letzten Streckenabschnitt durch die Maxvorstadt. Die Oberschenkel waren kurz davor, zuzumachen und ich hatte keinen Bock mehr. Ich dachte sogar, an mein „Karriereende“ als Marathon-Läufer nach. Aber Stefan zog mich förmlich mit. Zu allem Überfluss noch eine grauenhafte Darbietung von „Highway to hell“ von einer Streckenband. Schrecklich.

Auf dem Königsplatz

Am Königsplatz dann die Kehre und jetzt wieder zurück Richtung Universität – nochmal an der Band vorbei.

Die Blasmusikkapelle am Englischen Garten und die zahlreichen Trommelgruppen waren viel besser. Jetzt heisst es Zähne zusammenbeißen. Wir waren mittlerweile über 2 Minuten hinter dem Plan. Bei km 37 dann entlang des Siegestores ging es nochmal über den Anfangsstreckenabschnitt.

Am „Walking Man“ trafen wir nochmals auf Stefans‘ Frau, die uns fotografierte.

Kurze Verpflegungsaufnahme an der Verpflegungsstation und weiter geht’s. Ich wollte aufgeben und ein Stück gehen. Stefan war aber auch schon fertig und meinte, ich könnte noch davonlaufen. Aber ohne ihn wär ich komplett eingebrochen und wir wollten doch gemeinsam ins Ziel.

Kurz nach km 40 nahmen wir noch Wasser zu uns und gingen dabei ein paar Meter. Ein letztes Aufbäumen und kurz vor dem Olympiapark versprach ich meinen Beinen, dass sie mindestens einen Monat Pause haben, wenn wir im Ziel sind. Nochmal hoch zur Parkharfe und leicht bergab Richtung Marathontor. Diesesmal hab ich es in meiner Apathie leider überhaupt nicht genießen können.

Tunnelblick

Auf der Tartanbahn bin ich dann doch noch aufgewacht und wir legten zum Schlussspurt im Olympiastadion an.

Wir überholten sogar noch einige Läufer auf der Zielgerade.

Hand in Hand liefen wir über die Ziellinie. Fix und Fertig. G’SCHAFFT – so wie es auf dem Zielbogen steht.

Gemeinsam G’schafft

Und doch noch unter 3:50 Stunden mit handgestoppten 3:49:30. Zwar die 3:45 klar verfehlt, aber bei den äußeren Umständen doch noch super.

Marathon Nummer 8 erreicht und in der Sub-4-Stunden-Bilanz steht es nun 7:1 (wie BRD vs. BRA bei der WM 2014). Im Ziel gab es gleich die redlich verdiente Finisher-Medaille umgehängt. Die ist in München wirklich am Schönsten. Überglücklich, nicht komplett eingebrohen zu sein. Wir holten uns dann gleich etwas zu essen und ein, zwei Bier. Letztes alkoholfreies Bier für längere Zeit – ab jetzt gibt’s wieder richtiges Kuchlbauer 😂.

Über eine rutschige Rampe mussten wir dann die Treppen des Olympiastadions hoch. Jedes mal wieder ein schmerzhafter Aufstieg. Die Oberschenkel brennen.

Nach dem Lauf

Angekommen im oberen Stadionoval gingen wir dann zur Gepäckbeutelabgabe. Dann die bösen Treppenstufen hinunter zu den Herrentoiletten. Hier konnten wir uns unter der Treppe windgeschützt umziehen. Raus aus den schweißdurchnässten Klamotten, kurz abtrocknen und endlich wieder warme Kleidung. Danach nochmal kurzes Photoshooting mit Olympiastadion und -turm im Hintergrund.

sdr

Jetzt noch die Zeit in die Medaille gravieren lassen. Das ging extrem schnell, aber was war das? 3:50:07. Ich hätte die Medaille am liebsten zurückgegeben. So war wegen lächerlichen 7 Sekunden die Stimmung für den ganzen Sonntagabend getrübt. Erst am nächsten Morgen bei der Fahrt zur Arbeit ist es mir eingefallen, woran die Differenz lag: Ich hatte vor kurzem die Funktion „Auto Pause“ eingeschaltet. Und beim Wildpinkeln und Schuhe fester binden kommt man halt zum stehen und die eigene Uhr pausiert während die offizielle Uhr gnadenlos weiterläuft.

Was soll’s, Shit happens. Das Wichtigste ist doch immer, dass man gesund das Ziel erreicht. Ich verabschiedete mich nach der Medaillengravur von Stefan und ging zur U-Bahn. Glücklicherweise hab ich gleich die nächste U-Bahn bekommen und auch am Marienplatz ging es zügig weiter. Zuhause gab es dann gleich ein Muskel Aktiv-Bad und ein kulinarisches Durcheinander. Ich Lauf ja keinen Marathon, um abzunehmen 😂.

P.S.: DANKE an Stefan. Es hat echt Spaß gemacht, wieder mit Dir zu Laufen und danke, dass Du mich ins Ziel geschleppt hast.

Medaille

Strecke

Urkunde

Finishershirt

Relive

Zum „Nachlaufen“: https://www.relive.cc/view/g14746718107

Video

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