Schon wieder viel zu früh aufgewacht und trotz kontinuierlichem Gequacke konnte ich nicht mehr einschlafen. Als Michaela aufwachte haben wir uns hergerichtet und sind zum Frühstück gegangen. Leider mussten wir drinnen Platz nehmen und es war dank der Klimaanlage eisig kalt (fast so kalt wie zur Zeit in Deutschland).
Um kurz vor 10 Uhr haben wir unsere sieben Sachen gepackt und uns auf den Weg zum Tempel gemacht, um dort mit dem Taxifahrer von gestern unseren Plan zu besprechen. Gestern wollte er uns zu drei anderen Tempeln fahren für 200 Bhat. Heute wollte er für die schon etwas weiter entfernten Tempel 1200 Bhat. No Way. Also sahen wir uns bei den Sammeltaxis um.
Ein Fahrer sprach etwas zu schnelles Englisch, aber der Preis war schon mal 50 % billiger. Er hatte auch zwei Fahrgäste und vielleicht kommen ja noch welche, dann wird’s nochmal billiger. Nach etwas Wartezeit kamen jedoch keine mehr und er fragte uns Vier, ob es OK wäre. No Problem – und dann geht’s los aus der Stadt hinaus.
Die Beiden kamen aus Kanada und hießen Zach und Alanna und waren etwas jünger als wir. Leider ist unser Englisch schon sehr eingetrocknet, aber wir konnten uns einigermaßen verständigen. Ich hab immer das Problem, dass mir die komliziertesten Wörter einfallen und ich dann nicht das entsprechende englische Wort finde. Viel zu verkopft. Aber mit der Zeit wurde es besser und am Ende des Tages sprach ich sogar mit Michaela Englisch.
Aus der Stadt raus ging es in sehr verwinkelten Straßen steil bergauf. Den Mädels wurde etwas übel, aber nachdem wir die Fährfahrt von Koh Tao nach Ko Samui überlebt hatten, war eh schon alles Wurst. Wir fuhren an einem überfüllten Parkplatz – hier gibt’s bestimmt was zu sehen – vorbei und die Strassen wurden immer schlechter. Überraschenderweise waren viele Radfahrer (eher die sportlichen in zu kleinen Radltrikots) ebenfalls unterwegs.
Nach knapp 1 Stunde sind wir dann in dem Bergdorf angekommen. Erstmal auf die Toiletten. Zach ging rückwärts wieder heraus – Überschwemmung. Danach sind wir durch die kleinen Geschäfte zu den Wasserfällen gegangen. Ich sagte zu den Beiden, dass die Niagara-Fälle sicher größer sind. Much bigger. Aber es gab hier Weihnachtssterne in Form von großen Sträuchern, anstatt wie bei uns als gezüchtete Topfpflanzen.
Anschließend gingen wir wieder in den Ort und Michaela und Zach spielten thailändischen Wilhelm Tell: Mit Armbrust auf unterschiedlich große Papaya zielen. Michaela traf sogar 2 mal. Danach ging sie gleich shoppen, aber die Verkäuferin ließ nicht mit sich handeln. Ich sah dort auch eine interessante Form der Kindererziehung: Kind in Laufwagen mit Kette um den Hals und das Seil am Tisch festmachen. Artgerechte Kindhaltung.
Da wir noch Zeit hatten, gingen wir hoch zum Aussichtspunkt und danach in das Jungle Coffee, um dort einen sehr starken Kaffee aus eigenem Anbau zu geniessen. Stark aber gut. Danach sind wir gemeinsam zu unserem Sammeltaxi und weckten den Fahrer auf.
Nun ging es wieder bergabwärts zum zweiten Punkt, dem Royal Garden. Der Militär sagte, dass meine Hose zu kurz ist und ich musste deshalb Zwangsshoppen. Hose über die Bermuda drüberziehen: One Size fits all. Michaela musste sich auch einen längeren Rock kaufen – was ihr natürlich viel schwerer fiel. Dann Eintrittskarten für die Anlage kaufen und rein in die riesige Gartenanlage.
Dort gefielen mir besonders die vielen Trompetenbäume, die bei uns leider nur ganz kurz blühen. Auch gab es viele Orchideen und Rosen und eine besonder Gattung der No entry-Schildblumen. Alles was interessant war, war hinter diesen Schildern und man wurde sofort zurückgepfiffen.
Wir unterhielten uns ganz gut mit den Kanadiern, die ca. 24 Stunden unterwegs waren, um nach Thailand zu kommen. Ich erzählte auch von dem durchgeknallten neuen König, der immer wieder in Deutschland Urlaub macht: verkehrte Welt.
Nach einer langen Treppe sahen wir oben ein großes Wasserbecken mit zwei Springbrunnen. Aber frei-zugängliche Tempelanlagen gab es hier keine. Musste ich mir die lange Hose deshalb kaufen, damit die Blumen in Anbetracht meiner zerstochenen Waden nicht verwelken? Unten am Parkplatz haben wir mit den Beiden gemeinsam Mittag gegessen, denn es war schon 14 Uhr. Leider gab es noch kein Chicken und deshalb haben wir Pad Thai gegessen. Alanna nahm den Papaya-Salat, von dem ich vor schwärmte, dass der so schön Spicy ist. War ihr dann aber too much Spicy und sie hatte Tränen in den Augen.
Anschließend fuhren wir zu der Tempelanlage Doi Suthep. Der Fahrer sagte, es sind 306 Stufen. Er meinte, Zach und mir würde es angesichts unserer Bäuche gut tun. Lieber doch mit der Bergbahn hoch, obwohl wir lange warten mussten. Die Bahn verläuft unterirdisch, fährt aber nicht sehr lange. Oben empfing uns dann gleich ein großer Orchideenbaum und dann sind wir hoch zu der Tempelanlage.
Natürlich haben wir zuvor unsere Schuhe ausgezogen, wie es sich für einen anständigen Buddhisten gehört. Mir gefiel die Tempelanlage sehr gut und ich habe wieder sehr viele Fotoimpressionen sammeln können.
Es gab hier auch zwei Aussichtsplattformen, auf denen man eine super Aussicht auf die Stadt hat. Noch schnell das Weitwinkelobjektiv auf die Kamera und los gehts. Die zweite Plattform war ein Meditationscenter mit einer tollen Holzkonstruktion.
Statt mit der Bahn gingen wir die grosse Treppe zu Fuss hinunter. Ich zog aber meine Flipflops aus, da sonst die Zehentrenner immer so stark einschneiden. Am Taxi angekommen, fragten wir den Fahrer, wie lange die Fahrtzeit zum letzten Tempel und dann wieder zurück zum Start war. Da es eh schon spät war, wollten wir das den kanadischen Freunden nicht so aufbrummen, aber sie waren einverstanden, dass wir noch den Abstecher machen.
Leider kamen wir genau in den Berufsverkehr. Michaela erzählte mir von der Geschichte des letzten Tempels und ich übersetzte es ins Englische. Als wir ankamen am Tempel Wat Umong war auf dem Parkplatz nichts los. Auf dem Weg zur Anlage sahen wir viele herumstreunende Hunde und Katzen. Und die berühmten Affen.
Zunächst gingen wir die Pagode hoch. Es war ein kompletter Holztempel im Wald und oben empfingen uns schon zahlreiche Tempelhunde und auch ein Mönch war zu sehen. Ein schöner Schrein ragte aus dem Wald. Danach sind wir runter in die Katakomben, einem unterirdischen Tunnelsystem. Sehr beeindruckend.
Unten sahen wir dann zwei in rosa bzw. grün angezogene Tussenhunde, die miteinander kämpften. Daneben ein Mönch mit einer Zigarette im Mund und dem Griff nach dem Smartphone. Das Bild des Tages. Als er sah, dass wir ihn fotografierten, nahm er die nicht-angezündete Zigarette sofort heraus. Auch an den Mönchen geht die Zeit nicht vorbei.
Neben dem Parkplatz gab es auch einen sehr kleinen See, der in der untergehenden Sonne sehr schön strahlte.
Dann sind wir zurück zum Start am Tempel. Wahnsinniger Berufsverkehr. Alanna sagte, dass sie hier in Thailand Beide mit Husten zu kämpfen haben. In Halifax gebe es so eine Luftverschmutzung nicht. Im Ziel angekommen gaben wir dem netten Fahrer noch ein anständiges Trinkgeld. Da wir unsere Hotels in der selben Richtung hatten, konnten wir noch gemeinsam gehen. Unsere Hotels waren bloß ca. 500 Meter entfernt.
Wir verabschiedeten uns von den Beiden und tauschten Emails aus. Facebook geht leider nicht mehr, da ich meinen Account an Silvester gelöscht habe – “Wow, you canceled Facebook”. Leider trennten sich nun unsere Wege. Really nice guys. Aber so langsam konnte ich gar nicht mehr Deutsch sprechen.
Michaela und ich gingen kurz ins Hotel, unsere Sachen abladen. Dann sind wir zum Essen gegangen. Ich wollte nochmal an dem Park vorbei, um zu sehen, ob der nicht doch auf ist. Aber er ist wegen Vorbereitung auf das Blumenfestival vom 10. – 31. Januar geschlossen. Schade, denn das wär eine richtige Alternative zum Laufband gewesen. Eigentlich wollte ich am Montag ja 10 km laufen, aber ich ließ es dann doch.
Nun noch ein schönes Lokal finden, denn wir hatten richtig Hunger. Ok, da ist eine Auszeichnung an der Tür und sehr viele Schuhe im Eingang. Das muss gut sein. Proppevoll und wir bekamen gerade noch einen Tisch – auf dem Boden. Es gab hier nur Bodenhaltung. Das war ziemlich unbequem und nach ewiger Zeit kam unsere Bedienung, um unsere Bestellung aufzunehmen. Hier gab es Alles vom Frosch, aber wir entschieden uns dann doch für Chicken bzw. Frühlingsrollen. Wir wollen den Franzosen ja nix wegessen.
Mittlerweile kamen ganze Reisegruppen und bekamen sofort ihr Essen. Wir warteten und warteten und mir schlief sogar der Fuss ein. Viele einheimische Gäste beschwerten sich und gingen wieder. Dann kam nach 45 Minuten das Essen und zum ersten Mal muss ich sagen, dass es mir überhaupt nicht geschmeckt hat. Richtig ekelhaft. Hoffentlich hat sie “040 Fried Chicken” nicht mit Gericht “041 Fried Frog” vertauscht.
Als wir fertig waren standen wir sofort auf und gingen zur Kasse. Bloß raus hier. Ich hatte so einen komischen Geschmack im Mund, als hätte ich WC-Spühlsteine gelutscht. So ging ich noch ins 7Eleven und ich kaufte mir noch Haribo. Die waren total lecker (irgendwie besser als bei uns) und dann war die Welt wieder in Ordnung.