Marathon No. 23: Virtueller NYC-Marathon am Lech

Da ich wegen einer Corona-Infektion Anfang Oktober leider auf den Drei-Länder-Marathon am Bodensee (virtuell wär es zeitgleich der Chicago-Marathon gewesen) verzichten musste, haben wir die Erholungstage am Bodensee genutzt. Nachdem wir am 16.10. zurückgekommen sind, hab ich langsam auch wieder mit dem Lauftraining begonnen. Nach den ersten längeren Einheiten kamen jedoch die Schmerzen im Hamstring/Oberschenkel wieder zurück. Deshalb begann ich, mit einer fixen Bandage zu trainieren, was viel angenehmer war.

Um wenigstens einen zweiten Marathon für die virtuelle Majors-Serie 2024/25 zu erreichen, bot sich der am 3.11. in New York stattfindende beliebteste Marathon an – ohne Reisestrapazen. Ich muss nicht um die ganze Welt reisen in ein Land, in dem kommende Woche schlimmstenfalls der größte Lügner und Verbrecher wieder US-Präsident wird. Apropos Fake – in Italien kann man derzeit auch kein Geld mehr in den Trevi-Brunnen werfen – sondern in ein Planschbecken davor:

(Quelle: www.swr3.de)

Die virtuelle Edition konnte vom 1.11. 6:00 Uhr bis zum 3.11. 23:59 Uhr absolviert werden. Da ich am Feiertag Allerheiligen nicht laufen wollte und am Samstag in der Metzgerei viel los sein wird, hab ich mich auf den Sonntag konzentriert. Eine Woche vorher war für den Sonntag ein Temperatursturz angekündigt – inkl. Schneeflocken-Icon in der Wetter-App. Im Laufe der Woche wurden die Wettervorhersagen jedoch viel besser. Es sollte auch keine Niederschläge geben, was für die geplante Strecke am Lech wichtig wäre, da diese weitestgehend auf Feldwegen und kleinen Trails führt. 2020 und 2021 bin ich die Strecke ja schon mal gelaufen – jeweils mit Zeiten weit über 4 Stunden.

Sonntag früh um 7 Uhr läutete der Wecker und ich ging gleich ins Bad. Ich hatte zwar gut und lange geschlafen, jedoch war die Body Battery nur zu 75% geladen. Ich hab zwar momentan keine Symptome, aber aus Sicherheitsgründen mach ich immer vor einem Wettkampf einen Corona-/Influenza-Kombi-Test.

Die Laufuhr prognostizierte eine Laufzeit von 4:06 Stunden – keine gute Prognose, denn ich wollte den Lechmarathon einmal unter 4 Stunden laufen. Gleich zum Frühstück mit Schinken-/Käse-Brötchen und leckerem Kaffee.

Nach dem Frühstück hab ich mich noch umgezogen und danach die Laufflaschen befüllt. Den Beutel für die Halbmarathon-Verpflegung komplett fertig packen. Ich verabschiedete mich um 8:45 Uhr von Michaela und ging zur Garage – ziemlich kalt mit 5 Grad. Es war auch sehr bewölkt, aber der Wetterbericht sagte ab Mittag etwas Sonne vorher. Los ging es über Mammendorf an der alten Heimat vorbei nach Mering und dann einen kurzen Abstecher zum Mandichosee, wo ich meinen Verpflegungsbeutel an der selben Stelle wie 2021 ablegte. Diesmal hab ich sie aber oben fest zugeknotet, damit sich nicht wie damals Nacktschnecken reinschleichen. Weiter ging es zum Weitmannsee nach Kissing, wo ich mein Auto am fast leeren Parkplatz abstellte. Das T-Shirt hab ich schnell wieder ausgezogen und durch ein langärmliges Merino-Shirt ausgetauscht, da ich ja nur eine Windstopper-Weste mitgenommen hatte. Den Rest noch im Rucksack verstauen und los geht es am Weitmannsee vorbei zum Startpunkt. Die Navigation an der Uhr hab ich während dessen konfiguriert. Um 9:50 Uhr ging es los.

Die ersten paar Kilometer ging es auf dem Feldweg direkt zur Lechstaustufe 23 und hinauf zum Stausee, dem Mandichosee. Ich lief anfangs etwas schneller als der ProPace-Plan forderte. In den letzten Trainingseinheiten konnte ich Zeiten um die 5:30 min/km kaum über längere Strecken laufen. Es fühlte sich Heute gut an.

Am Mandichosee entlang führte die Route über den Segelhafen von Merching in Richtung Unterbergen. Entlang der Fischtreppe lief ich konstant weiter. Nur einmal hab ich mich kurz verlaufen, da die Navigation über die Uhr sehr schwer lesbar war. Die Zeiten waren weiter knapp unter 5:30er-Pace. Ein paar Sekunden Vorspruch hab ich gegenüber der anvisierten Durchschnittspace von 5:36 min/km schon reingeholt.

Nach 7 km war ich an der Lechstaustufe 22 in Unterbergen angekommen.

Zunächst auf dem gut ausgebauten Feldweg und anschließend teilweise auf kleinen Trails ging es weiter zur nächsten Lechstaustufe. Durch herumliegende Äste wär ich fast gestolpert, aber es ging sehr gut, da es die letzten Tage nicht geregnet hatte. So war es nicht rutschig oder matschig.

Bei km 11 erreichte ich in Prittriching das Wasserkraftwerk. Es waren zwei Angler im Boot darauf und ein paar Angler standen am Wehr. Diesmal konnte ich – anders als 2021 – über die Staustufe laufen, da die Bauarbeiten zwischenzeitlich abgeschlossen waren. Der südlichste Punkt war erreicht – nun geht es bis zur Osrambrücke ca. 20 km in Richtung Norden.

Gleich nachdem ich wieder auf dem Feldweg war, kam schon eine Schranke der Bundeswehr, die verschlossen war. An den Seiten war sie mit Baumwurzeln verbarrikadiert, damit da ja Keiner durchgeht. Auf dem Schild stand etwas von Blindgängern – aber nix von „Blindläufern“. No Risk no Fun – dann bück ich mich halt darunter und lauf weiter. Bis die Bundeswehr einen Panzer zusammengebaut hat, werd ich schon wieder draußen sein. Nach etwa 1 km durch das Sperrgebiet kam auch schon die zweite Schranke. Obwohl ich noch schnell unterwegs war, konnte ich nicht drüber springen. Also wieder unter der Schranke durch kriechen (mit Laufrucksack) – gefühlt war die Schranke niedriger als vorhin.

Nun ging es durch die Auenlandschaft auf dem mittelmäßigen Feldweg mit vielen Schlaglöchern bis zum Königsbrunner Fohlenhof, wo ich ein Stückchen auf Asphalt wechselte. Das fühlt sich schon anders an. Anscheinend hab ich mit meinen heute getragenen Saucony Endorphin Speed 3 noch keine mittelgroßen Steine in die Sohle eingezogen. Normalerweise ziehen diese Schuhe Steine wie ein Magnet an. Vorbei am Königsbrunner Auensee ging es bis zum Damm an der Unterbergener Lechstaustufe.

Dort begann der landschaftlich schönste Teil der Strecke entlang des Lochbachs. Selbst wenn die Sonne nicht schien, war es toll, mitten im Goldenen Herbst an dem renaturierten Bach bis zum Mandichosee zu laufen. Auch hier waren einige Angler schon auf der Fischjagd.

Nach der Überquerung des Lochbachs musste ich zurück am Mandichosee die bösen Treppenstufen hinauf gehen. Oben bin ich erstmal ein paar Meter gegangen und hab noch einen kräftigen Schluck aus der Trinkflasche genommen. Nachdem ich bei km 7 und 13 jeweils ein Gel genommen hatte, hab ich bei km 18 das Maurten-Getränk genommen. Sehr süss. Vorne am Wasserkraftwerk ging es über die Treppe hinunter zum Parkplatz und über die Straße.

Der Verpflegungsbeutel war noch da und ich packte meinen Trinkrucksack um. Dabei ging ich wieder ein paar Meter bis ich erneut zum Laufen kam. Es waren schon einige Gassigeher unterwegs. Nach knapp 2 Stunden war der Halbmarathon geschafft. Bei km 21,5 erreichte ich das erste von sechs Wehren, die im 1km-Abstand bis nach Augsburg errichtet sind.

Interessante Flugformation

Das gab mir eine zusätzliche Orientierung und ich wollte zumindest bis dorthin im ProPace-Plan mit Zeiten knapp über einem 5:30er-Schnitt bleiben. Das schaffte ich, aber auf dem Weg zum Hochablass musste ich eine längere Gehpause einlegen. Da ist die mühsam gewonnene Zeit wieder weg. Mittlerweile merkte ich auch die Schmerzen im linken Oberschenkel stärker. Ich schnappte mir die zweite Flasche und dadurch lief es besser bis zum Hochablass. Entlang des Eiskanals, der 2020/21 wegen Umbaumaßnahmen weiträumiger umlaufen werden musste, führte die Strecke bis zur Hochzoller Lechbrücke.

Auf dem mit Laub überdeckten Weg konnte ich in etwas hügeligem Gelände entlang des Lech laufen. Jedoch musste ich wieder eine Gehpause einlegen. Anschließend kam ich wieder auf einen besseren Gehweg und lief bis zur Osrambrücke bei km 33, dem nördlichsten Punkt der Strecke, wo ich wieder den Lech überquerte.

Jetzt geht’s heimwärts. Es war bereits 13 Uhr und kurz nach der Wende kam eine längere Gehpause, in der ich mich nochmal mit einem Gel stärkte. Aber irgendwie war die Luft raus. Der „Mann mit dem Hammer“ war es glaub ich nicht, da ich ja regelmäßig Energie getankt hab. Eher eine Kombination aus fehlenden MItläufern, Kälte (die man beim Gehen so richtig merkte) und Hoffnungslosigkeit unter 4 Stunden zu kommen. Bei km 34 lief ich wieder ein Stück bis zur Hochzoller Lechbrücke. Abwechselnd gehend/laufend ging es weiter zum Hochablass. Dort waren viele Leute.

An der Brücke stand ein Radwegweiser, der anzeigte, dass es bis Kissing „nur“ noch 6,6 km sind. Es wurden lange Kilometer. Bis kurz vor dem Ende des Kuhsees konnte ich laufen, aber dann gab es wieder eine Gehpause. Ich war nun schon 3:45 Stunden unterwegs – mit der angepeilten 4-Stunden-Marke wird es sicher nix mehr. Aber vielleicht schaffe ich noch 4:14:06 Stunden – also schneller als bei meinem ersten Marathon am Lech 2020.

Also nochmal „Gas“ geben und etwas laufen. Am Kissinger Auensee bei Kilometer 40 gab es nochmal eine kurze Gehpause und danach musste ich wieder loslaufen – nur noch 2,2 km. Es ging knapp 1 km bis ich wieder gehen musste.

Noch den letzten Kilometer laufen bis ins Ziel am Parkplatz des Weitmannsees. Fertig. In 4:19:27 war der 23. Marathon mit meiner zweitschlechtesten Zeit geschafft. Die drei schlechtesten Zeiten sind nun bei virtuellen Wettkämpfen auf dieser Strecke rund um den Lech gelaufen worden. Egal, ich bin trotzdem froh, dass ich die Marathondistanz wieder geschafft habe – 4 Wochen nach Corona und mit den Beschwerden im Oberschenkel. Somit ist die Chance auf die virtuelle Lauf-Weiter Marathon-Majors-Medaille auch gewahrt. Ich muss dafür „bloss“ noch vier Marathons an den Major-Wochenenden in 2025 schaffen.

Zurück am Auto hab ich erstmal die Oberteile ausgezogen und mich mit dem Handtuch abgetrocknet. Danach einen warmen Pulli und eine Weste anziehen. Kurz Michaela Bescheid geben und von meiner Familie kamen schon Glückwünsche, da sie mich per LiveTrak verfolgen konnten. Da ich keinen Hunger hatte bin ich direkt nach Hause gefahren. Noch mit meiner Mama telefoniert. Das Sitzen im Auto fiel mir schon schwer, aber durch die Sitzheizung war es wenigstens schön warm.

Daheim kurz mit Michaela gequatscht und ich ließ mir gleich eine Badewanne mit Muskelentspannungsbad einlaufen. Danach gab es einen Kaffee und anschließend legte ich die Reboots-Pants an und ließ mich durchmassieren. Das Laktat musste ja aus den Beinen raus. Nebenzu den New York-Marathon auf Eurosport anschauen. Couch-Sport ist so viel bequemer.

Luft-Massage

Strecke

Auswertung

Ergebnis

Insgesamt haben an dem Virtuellen New York City-Marathon bei lauf-weiter.de 20 Personen über die Marathondistanz teilgenommen. Bei den Männern hab ich einen guten 4. Platz erreicht.

Urkunde

Medaille

Da die Medaillen leider ausverkauft waren, konnte ich keine Medaille für den New York Run bekommen. Auch eine nachträgliche Anfrage bei lauf-weiter war ohne Erfolg.

Das wäre Ihr Preis gewesen