Ein Fixtermin im Herbst ist für mich immer der Friedberger Halbmarathon am letzten Ferienwochenende in Bayern. Seit 2011 hab ich – mit Ausnahme von 2018 – jedes Jahr dort teilgenommen. Noch nie waren die 1250 Startplätze so schnell ausverkauft wie dieses Jahr. Leider stand der Lauf dieses Jahr für mich unter schlechten Vorzeichen – nachdem die Hamstring-Verletzung wieder zurückgekehrt war und die Grippe Mitte August mir die Kondition komplett verhagelt hat. Ich sollte dieses Jahr auch am Start „Hase“ für Steffi machen, die zum ersten Mal den Friedberger Halbmarathon laufen wollte – wenn auch nur eine Runde.
Um 8:30 Uhr fuhren wir daheim los und kamen fast pünktlich um 9 Uhr am Treffpunkt, dem Friedberger Volksfestplatz, an. Steffi und ihre Mama Anja waren schon da und so parkten wir direkt neben ihrem Auto. Steffi gab mir sofort meine Startunterlagen, die sie am Freitag abgeholt hatte. Eine sehr schöne Startnummer – auch wenn die „7“ in asiatischen Ländern eine Unglückszahl ist. Was solls, wir sind ja nicht in Asien und vielleicht bringt mir die Triple-Seven bei den ganzen negativen Vorzeichen ja doch Glück. Meine geplante Laufzeit hab ich auf 1:55 Stunden gesenkt, obwohl der Trainingsplan für den Test-Wettkampf eine Zeit von 1:45 Stunden forderte.
Am Parkplatz noch alles fertig anziehen. Ich entschied mich für die Saucony Kinvara 14, da diese schnell, leicht und luftig sind. Die Sonne strahlte schon ziemlich stark und es war mit ca. 19 Grad schon zu warm. Nach einem kurzen Fotoshooting beobachteten wir eine BMW-Fahrerin beim Einparken. Es war sehr interessant – nach gefühlt 15 Rangierversuchen parkte sie hinter unseren Autos so, dass der Strich fast mittig unter ihrem Auto war. So kann man einen großen Parkplatz verkleinern, indem man einfach 2 Parkplätze belegt.
Gemütlich gingen wir über die Ludwigsstraße zum Start. Steffi begrüßte noch eine ehem. Schulkameradin mit ihrem Mann und danach gab es einen kurzen Pippistopp in der leeren Tiefgaragentoilette – am Start war mehr Gedränge. Am Altstadtcafe verabschiedete ich mich von Michaela und ging mit Steffi zum Start. Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen mit Sitzgelegenheit. Da wir eher langsam angehen werden, wollten wir uns auch eher Hinten einreihen. Noch kurzer Elektronikcheck – Kopfhörer und Laufuhr einstellen. Dann kam auch schon der Countdown und die Menge startete mit zwei Zuführungen über die Startlinie. Gemeinsam trotteten wir der Menge hinterher und ab der Startlinie ging es los. Abdrücken nicht vergessen – und auch nochmal kontrollieren. Passt.
Wir wollten auf der linken Seite am Altstadtcafe vorbei laufen, aber leider stand Michaela auf der rechten Seite. Da die Strecke voll war, hat sie uns nicht fotografieren können. Los ging es auf der Ludwigsstraße an der ersten Verpflegung vorbei und bis zum ehem. Kreisverkehr. Am Krankenhaus vorbei nach Herrgottsruh lief es noch sehr gut. Aber leider hatten wir den ersten Kilometer mit 6:10-Pace zu schnell angegangen. Entlang des früheren Sportplatzes zur Wiffertshauser Straße sah ich mich mehrmals um. Plötzlich sah ich, dass Steffi abreißen lassen musste und ging. Ich ließ mich zurückfallen, obwohl Steffi mir zugerufen hatte, dass ich weiterlaufen soll. Ich gab ihr einen Tipp, dass sie bis zum nächsten Schild gehen soll und wir es nochmal laufend probieren wollten bis zur Einmündung in den Fußgängerweg.
Ab dort lief ich dann wie vereinbart alleine weiter. Es war schon ein richtiges Gedränge durch die Pfarrer-Melcher-Straße bis zur zweiten Verpflegung, die ich ausfallen ließ. Dann ging es die Asamstraße leicht bergab und an der Ekherstraße liefen wir vor der Sonne geschützt entlang von vielen Zuschauern bis zur Wiffertshauser Straße. Ab dort ging es bergab bis zum Bahnhof, wo schon die Trommler uns an der dritten Verpflegung toll anfeuerten. Dann den Steirer Berg hinab bis zur Friedberger Ach und bis zum Möbelhaus Segmüller. An der Afrastraße und durch das Wohngebiet noch etwas Körner sparen, denn das Highlight steht direkt bevor und begrüßt uns mit seinem 13%-Steigung-Schild, das gleich schon mal alle Illusionen nimmt: DER Friedberger Berg. Unten waren wieder Trommler positioniert, die uns über die untere Zeitmessmatte pushten. Schon in der ersten Runde standen die Zuschauer links und rechts Spalier und sorgten für eine tolle Alp de Huez-Stimmung und applaudierten uns frenetisch nach oben. Oben am Marienplatz angekommen erblickte ich Michaela, die mich aber etwas zu spät erkannte. Dummerweise ist dieses Jahr das offizielle Shirt – wie mein Trikot – auch blau.
Über die Startlinie ging es nach 30:15 Minuten in die nächste Runde – etwas langsamer als geplant. Auf der Ludwigsstraße konnte ich einige Läufer überholen bis zur Verpflegung, wo ich mir einen Becher Wasser schnappte. Weiter über Herrgottsruh bis zum Ende der Wiffertshauser Straße. Auf dem Weg zur zweiten Verpflegung das erste Maurten-Gel und mit einem Becher Wasser hinunterspühlen. Frustrierend war, dass mich gleicht danach der führende Mann schon überrundete. So früh wurde ich in Friedberg noch nie überrundet. Leider strahlte die Sonne stark und auch der linke Hamstring schmerzte wieder. Aber es war noch erträglich und bergab entlang des Bahnhofs lies ich es einfach laufen. Im Wohngebiet vor dem Berg noch durch den Rasensprenger und entlang des erstmals aufgebauten Flohmarktes, wo aber in keiner der vier Runden Jemand was gekauft hatte. Obwohl, es wär ja Heute viel Laufkundschaft unterwegs gewesen. Ab in den Berg, wo es anfangs noch gut lief. Aber fast oben angekommen musste ich etwas gehen. Dann wieder loslaufen und ab in die dritte Runde. Die zweite Runde hab ich nur 27:46 Minuten gebraucht.
Vor dem Altstadtcafe erwischte mich Michaela. Jetzt waren schon viel weniger Läufer um mich herum. Konditionell ging es mir noch ganz gut, aber die Schmerzen im Oberschenkel spührte ich merklich. Zähne zusammenbeißen und ab nach Herrgottsruh. Gottseidank zog der Himmel zu, so dass die Sonne nicht mehr so knallte. An der Verpflegung besprühte ein Mädchen die Läufer mit einem Gartenschlauch – das tut gut, auch wenn die Schuhe nass werden. Am Sparkassengebäude dann das zweite Maurten-Gel – diesmal mit Koffein. Frisch gedopt runter zum Bahnhof und entlang der Friedberger Ach allmählich wieder zum Friedberger Berg. Dort bekam ich Extra-Kraft durch das bloße Berühren des „Tap here to get extra power“-Kartons. Leider nur ein paar Meter und dann musste ich wieder ein Stück gehen. Oben dann hatte ich kurz einen Gedanken darin verwendet, wegen der Schmerzen und dem Hendlgeruch nach links abzubiegen. Was solls, so bin ich nach 27:38 Minuten doch nochmal in die letzte Runde.
In der letzten Runde bei der ersten Verpflegung gleich 2 Becher Wasser – Einer in den Hals und der Andere in den Nacken. Ein letztes Mal nach Herrgottsruh und an immer mehr gehenden Läufern vorbei bis zur Verpflegung in der Pfarrer-Melcher-Straße, wo die Kapelle auch diesmal toll spielte und die ganze Zeit viele Zuschauer sassen. Nochmal eine Abkühlung am Gartenschlauch und einen Becher Wasser mitnehmen und ab über die Ekhner-Straße bis zur Sparkasse. Dort mein letztes Maurten-Gel auf dem Weg runter zum Bahnhof. Es lief schon etwas zäher an der Friedberger Ach entlang bis zum Segmüller. Ein letztes Aufbäumen bis zum gefürchteten Berg, der mir relativ schnell den Stecker zog. Ich musste viel früher gehen. Als mich aber ein paar Läufer wieder einholten, die ich kurz davor mühsam überholt hatte, packte mich der sportliche Ehrgeiz und ich schnappte mir wenigstens einen Teil davon wieder auf dem Weg ins Ziel. Nach 1:53:55 war es vollbracht. Ca. 7 Minuten langsamer als letztes Jahr, aber trotzdem war ich sehr zufrieden, da ich davor gar nicht an ein erfolgreiches Durchkommen geglaubt hatte. Gleich zur Wasserbar und 3 Becher Wasser runterschlucken. Michaela, Steffi und Anja waren auch gleich da und wir beglückwünschten uns gegenseitig. Steffi hat eine Runde geschafft. Dafür, dass sie im April erst mit dem Laufen begonnen hat, eine tolle Leistung.
Wir lösten noch unsere Gutscheine ein – Alkoholfreies Bier und Obstschale – und gingen danach zum Volksfestplatz zurück. Wir trafen noch auf Steffis‘ Freunde. Auf dem Weg zum Auto sagte mir Michaela, dass ich meinen Bruder anrufen soll. Erstmal die nassgeschwitzten Laufklamotten ausziehen, abtrocknen und die trockenen Klamotten anziehen. Danach rief ich meinen Bruder an. Meine Mama hat sich in der Kirche am Bein verletzt und einen Sanitäter benötigt, der sie verbinden musste. Aber sie musste nicht mit ins Krankenhaus nach Friedberg. Da hätte ich schnell rüberlaufen können. Ich sprach auch kurz mit ihr und sie gab Entwarnung.
Danach konnten wir nach Dasing ins „Miss Pepper“-Burgerrestaurant fahren. Dort gab es eine leckere, scharfe Currywurst mit Pommes und ein Alkoholfreies Bier. Nach dem tollen Mittagessen verabschiedeten wir uns von den Beiden und fuhren nach Hause – sogar mit erfolgreichem Tankstopp. Daheim stieg ich erstmal in die Reboots. Danach fühlten sich die Beine wirklich besser an – bis auf die Schmerzen im linken Oberschenkel.