Zitat
Es sind nicht unsere Füße, die uns bewegen, es ist unser Denken.
Chinesisches Sprichwort
Anmeldung
Nachdem das Frühjahr 2023 gesundheitlich miserabel gelaufen ist, hatte ich wochenlang gar nicht trainieren können. Einmal Grippe, eine Erkältung und vor allem die Adduktorenentzündung mit starken Schmerzen machten das Training unmöglich. Außerdem hatte meine Mutter im Frühjahr gesundheitlich sehr starke Probleme und musste sogar wochenlang auf die Intensivstation. Deshalb hab ich meine Teilnahme am Leipzig-Marathon abgesagt und bin stattdessen Anfang Mai zum Orthopäden gegangen. Er verschrieb mir 6 Physio-Einheiten und außerdem wurde per Ultraschall ein Leistenbruch ausgeschlossen. Mein Physiotherapeut fragte, ob ich für dieses Jahr noch Wettbewerbe plane. Daran dachte ich zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr. Nach 5 Wochen Laufpause hab ich langsam wieder angefangen. Leider hatte ich immer noch Schmerzen, aber durch das verstärkte Blackroll- und Pilates-Training wurden sie erträglicher.
Ende Juni entschied ich mich, wenigstens wieder den Trainingsplan anzugehen, um etwas Struktur ins Training und auch wieder mehr Lauffreude zu bekommen. Termin für den Wettkampf wäre der 08.10.2023 – rein zufälligerweise findet da der München Marathon statt. Ob ich mich jedoch dafür anmelden werde, mache ich vom Trainingsfortschritt und den Schmerzen abhängig. Am 24.09.2023 endete die letzte Anmeldephase und nach dem guten10km-Wettkampf um die Blutenburg in München und dem tollen Ergebnis beim Friedberger Halbmarathon, entschied ich mich, die 130 Euro locker zu machen. Auf die Medaillengravur (13 Euro) und das Finisher-Shirt (45 Euro) verzichtete ich wegen der nicht ganz so rosigen Erfolgsaussichten. „Eigentlich“ wollte ich den Marathon in München nicht mehr laufen, da die Strecke und Stimmung 2015 und 2017 nicht so toll waren. Aber mittlerweile wurde die Strecke geändert – Start und Ziel sind nun im Olympiastadion.
Trainingsplan
Diesmal nahm ich den Trainingsplan von Andreas Butz für eine Zielzeit von Sub 3:49 Stunden, da ich diesen schon einmal verwendet habe. Meine alte Bestzeit beim München Marathon von 2017 lag ja bei 3:50:07 und ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es mich richtig geärgert hat, dass ich damals nicht unter 3:50 bleiben konnte. Den Trainingsplan konnte ich gut einhalten, es fehlte nur eine Einheit direkt nach dem Friedberger Halbmarathon, da ich mir dort lieber einen zusätzlichen Ruhetag gönnte. Dafür war ich öfter mit Michaela mit dem Mountainbike unterwegs, was ja auch Sport ist. Zusätzlich gab es regelmäßige Pilates-Workouts. Die Schmerzen waren vor allem nach den langen Läufen ziemlich stark. Bei diesen hatte ich auch am meisten Probleme, v.a. weil ich nur einmal über 30 km kam und dabei meist über weite Strecken gegangen bin.
Anreise
In der Woche vor dem Marathon hatten ich und Michaela Urlaub. Am Mittwoch kam erstmals auch ihre Mama Birgit zu Besuch aus Berlin. Leider wollte sie nur bis Samstag da bleiben. Da Michaela auch zwei Wochen Urlaub hat, wollte sie am Samstag für ein paar Tage nach Berlin mitfahren. So hatten wir ein straffes Ausflugsprogramm mit Birgit vor, mit Besuch beim Schloss Neuschwanstein in Füssen am Donnerstag. Auf dem Heimweg machten wir noch einen Zwischenstop in Steindorf bei meiner Mama und meinem Bruder. Am Freitag wollten wir ihr München zeigen. Nach dem Mittagessen im Weissen Bräuhaus ist sie dann mit mir zum Olympiastadion gefahren, wo wir die Startunterlagen abholten. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob ich die ganze Marathonstrecke schaffen werde, aber zumindest abholen wollte ich die Unterlagen schon.
Pünktlich zur Eröffnung der Abholung – bei bestem Spätsommerwetter – stellte ich mich in der Schlange an. Als ich dran war, gab mir die Frau die Startnummer und fragte bei ihren Kollegen nach, warum bei mir kein Name drauf steht. Die Startnummer 1636 stand auch auf meinem Ausdruck. Evtl. liegt es daran, dass ich mich zu spät angemeldet habe. Ich wartete noch etwas ab und sah, dass die anderen Marathon-Läufer eine etwas größere Startnummer hatten. Ich schaute mir meine Nummer nochmal an und da stand unten „Mini-Marathon“. Gut, 2 km sollte ich schaffen – aber wahrscheinlich bin ich dann der älteste Teilnehmer. Ich ging nochmal zurück zur Abholung und fragte nach. Anscheinend haben Mini- und Maxi-Marathon den gleichen Startnummernkreis. Auf meiner Startnummer stand dann doch mein Name.
Birgit und ich sind noch kurz in die BMW-Welt und mit der U-Bahn zum Einkaufscenter an der Schwantalerhöhe. Michaela war nach dem Mittagessen gleich nach Hause gefahren und hatte in FFB ihren Leihhund Diego abgeholt, der ein Fotoshooting mit Leckerli-Werfen gewonnen hatte. Wir trafen sie dort und gingen gemeinsam mit dem Dalmatiner zum Fotoshooting. Er machte sich sehr gut und konnte fast alle Leckerli fangen.
Damit er noch etwas Auslauf hat, sind wir danach zur Bavaria-Statue (am Kotzhügel) Gassi gegangen und konnten den Abbau der Wiesn beobachten. Danach sind wir mit dem Auto nach Hause und haben das Fotomodel seinem Frauchen übergeben. Daheim gab es leckere Weißwürst.
Da in der Metzgerei leider sehr viel Arbeit war, bin ich am Samstag nach Steindorf gefahren und hab etwas gearbeitet. Danach nach Hause und da die Damen noch am Ammersee waren, hab ich schon mal angefangen, die Königsberger Klopse mit Reis zu kochen. Ich brauch ja Kohlehydrate. Am späten Nachmittag brachte ich die Damen dann zum Bahnhof und daheim richtete ich erstmal die Laufsachen zusammen. Danach noch etwas Blackroll und zum Abendessen gab es Spaghetti mit Tomatensauce.
Hotel
Wenigstens muss ich ja nicht ins Hotel für den München Marathon. Das ist einer der Vorteile. Mit der S-Bahn ist es so ein Problem, wenn pünktlich zum München Marathon die S-Bahn-Stammstrecke gesperrt ist. Wenigstens haben sie die Wiesn abgewartet. Außerdem ist am Marathon-Sonntag noch die Bayernwahl, was viele Medien so aufgebauscht haben, dass – wie bei der Bundestagswahl 2021 am Berlin-Marathon-Sonntag – eventuell die Wähler nicht zur Wahl kommen oder zu wenige Stimmzettel gedruckt werden. Insgeheim hatte ich eher mit einer Aktion der Letzten Generation gerechnet, die den Marathon blockieren könnten.
Startnummer
Kurz vor dem Lauf
Da ich um spätestens 6:54 Uhr am Sonntag früh am Bahnhof sein musste, hab ich den Wecker auf 4:45 Uhr gestellt. Deshalb ging ich am Samstag um 21:30 Uhr ins Bett, wachte jedoch mehrmals auf, da ich wohl zu viel getrunken hatte. Ab 4 Uhr konnte ich dann nicht mehr einschlafen und döste so vor mich hin. Ich entschied mich im Bett, dann doch einen PacePro-Plan für 3:45 Stunden zu erstellen und auf die Laufuhr zu übertragen. Die BodyBatterie war leider nur bei 85%, v.a. wegen dem schlechten Schlaf.
Wie schon die letzten Tage war auch der Covid19-Test negativ. Zum Frühstück gab es eine Tasse Kaffee und eine Wurst- und Käsesemmel – nachdem das Frühstück für Katze Lucky serviert wurde. Die Reihenfolge ist wichtig. Außerdem gönnte ich mir noch etwas Porridge.
Danach die Beine und Adduktoren mit der brennenden Salbe einschmieren und für die Hinfahrt fertig machen.
Kurz nach halb sieben bin ich aus dem Haus gemütlich zum Bahnhof gegangen. Ich wusste ja nicht, ob ich am Nachmittag noch aus dem Auto aussteigen kann. Es war wenig los am Bahnhof und auch kein Läufer aus Gernlinden dabei.
Wegen der Stammstreckensperrung wollte ich nach Langwied und dort mit Bus und U-Bahn zum Olympiazentrum. Aber ich entschied mich schließlich doch, bis Pasing zu fahren, um mit einem der Regionalzüge direkt zum Hauptbahnhof zu fahren.
Beim Warten am Gleis sprach mich eine junge Läuferin an, die ihren ersten Marathon laufen wollte. Da bin ich mit meinen 20 Marathons ja ein alter Hase. Wir unterhielten uns sehr gut und so verging die Fahrt zum Hauptbahnhof wie im Flug. Dort waren schon mehr Läufer unterwegs und wir suchten die richtige U-Bahn. Mit der U2 gings zum Scheidplatz und von dort mit der U3 zum Olympiazentrum. Wir schlossen uns der Menschentraube an und gingen gemeinsam zum Eingang. Sie war sogar Lauftrainerin von Lauf-Campus, der Organisation von Andreas Butz, nach dessen Trainingsplan ich mich vorbereitet hatte. Da ich gleich auf die Toilette musste, verabschiedeten wir uns und wünschten uns gegenseitig viel Erfolg.
Ich ging dann in die Umkleide, wo ich mich fertig für das Rennen vorbereitete und alles an mir verstaute. In der Umkleide war auch ein kenianischer Läufer mit der tiefen Startnummer 9 – wie sich später herausstellte dem Sechstplatzierten. Die Adidas Adios Adizero Adipös 😉 Zero 3 hab ich etwas lockerer gebunden, da ich mit ihnen beim Friedberger Halbmarathon tagelang Schmerzen im Spann hatte. Noch eine letzte Abschieds-Whatsapp an Michaela und meine Mama. Nochmal auf die Toilette und den Kleiderbeutel abgeben. Dabei hatte ich nur noch die sechs Maurten-Gels, wobei ich 3 im Bauchgurt platzierte. Darin waren auch die Sterbebilder von meinem Papa, meiner Tante Susi und meinem Onkel Martin – Alle Drei haben bei meinem letzten München-Marthon noch gelebt und fehlen nun. Aber so konnten sie postum am Marathon in ihrer Geburtsstadt teilnehmen.
Ich war ja im Block B, der um 9:05 Uhr starten sollte. Wir mussten erstmal hinter der Tribüne warten und konnten deshalb den Start nicht direkt sehen. Nun ging es die Treppe hinunter auf die Tartanbahn. Als ich noch auf der Treppe war, starteten die ersten Läufer der zweiten Welle bereits. Ich ließ mir Zeit und machte doch den rechten Schuh etwas strammer. Auf die Toilette hätte ich auch schon wieder gemusst – Blasus nervosus ;-).
Der Lauf
Um ca. 9:08 Uhr passierte ich die Startlinie. Im Kopfhörer lief „St. Elmo’s Fire“ als ich die ca. 100 Meter der Nordkurve im Münchner Olympiastadion und dann durch das Marathontor gelaufen bin. Ich hab nur den linken Kopfhörer eingesetzt, um die Umgebung noch wahrnehmen zu können.
Entlang des Pressezentrums ging es nach etwa 1 km aus dem Olympiazentrum auf die Ackermannstraße. Ich ging es etwas langsamer an, da ja noch ein Großteil der Strecke vor mir lag. Keine unnötigen Überholmanöver am Start.
Später auf die Franz-Josef-Straße bis es an der Siegessäule vorbei auf die Leopoldstraße ging. Endlich mal Zuschauer an der Strecke. Dort kamen uns schon die Spitzenläufer entgegen und ich erkannte Johannes Motschmann an der Spitze. Das war ungefähr die Stelle, als es – wie ich später aus den Medien entnehmen konnte – zu der Verwirrung kam: Die Männer liefen über 100 Meter weiter und die Top-5-Damen knapp 800 Meter zu kurz (durften am Schluss dann 2 Extrarunden im Stadion drehen). Ja, in München gibt es keine Markierung der Ideallinie auf der Strecke.
Wir bogen auf die Theresienstraße und am Königsplatz war die Kehre, um wieder zurück zur Leopoldstraße zu kommen. Es ging gleich wieder zurück zur Siegessäule, wo wir bei km 11 in Richtung Englischer Garten liefen. Es waren noch ein paar Zuschauer am Streckenrand und ich war bereits ständig mit KM-Zeiten um die 5 Minuten zu schnell unterwegs. Ich musste auch dringend „für Kleine Läufer“, aber im Wohngebiet geht das etwas schlecht. Wie war das bei Monty Python mit dem „Langstreckenlauf für Blasenschwache“.
Durch den Englischen Garten hieß es auch aufpassen, da die Strecke teilweise etwas buckelig war. Am nördlichsten Punkt der Strecke erfolgte bei der Verpflegungsstelle an KM 16 die Wende zurück durch den Park bis zum Chinesischen Turm. Endlich einen Punkt gefunden, an dem ich mich erleichtern konnte. Bei KM 19 hatte ich auch mein drittes Maurten-Gel genommen, als wir bei Halbmarathon-Distanz (ca. 1:48 Stunden) den Englischen Garten verließen. Die Uhr sendete mir alle 6 km ein Signal, dass ich Essen solle.
Am Chinesischen Turm sollte auch um 12:30 Uhr der Start des Halbmarathons erfolgen und es gab die 2. Staffelwechselstelle. Danach überholten mich viele frische Staffelläufer im Affenzahn entlang der Oberföhringer Straße. Nach der Wende bei KM 25 ging es über die Cosimastraße entlang zum Ostbahnhof. Das ist der trostloseste Streckenabschnitt über die Truderinger Straße und dann am östlichsten Punkt auf die Neumarkter Straße. Ich war so im Flow, dass ich keine Schmerzen im Bauchraum oder den Adduktoren hatte. Heute hab ich endlich mal die 30 km laufend geschafft – was ich im Training ja nicht erreicht hatte. Es geht nun nach Hause und am Deutschen Museum vorbei bis zur Rosenheimer Straße Richtung Innenstadt.
Kurz vor der Rumfordstraße bei KM 34 wieder eine Verpflegung und danach gleich Gel Nr. 5, welches ich etwas nach hinten geschoben habe, um das letzte Gel so lang wie möglich als Reserve aufzuheben. Dank des weitestgehend bewölkten Wetters war der Schweiss durch den Wind schnell eingetrocknet. Am Viktualienmarkt vorbei ging es auf die Frauenstraße und auf den Marienplatz, wo endlich wieder zahlreiche Zuschauer standen. Aber so eine richtige Stimmung wie in Berlin oder Hamburg kommt in München einfach nicht auf. Was ich schön fand war, dass wir eine Kehre um die Mariensäule machten und am Rathaus entlang in die Residenzstraße einbogen.
Am Kaffee Dallmayr und der Residenz entlang kamen wir an der Feldherrnhalle vorbei an die Theatinerkirche wieder auf die Leopoldstraße. Dort war auch der Verpflegungsstand, auf den ich mich schon die ganze Zeit gefreut habe: nur alkoholfreies Bier. Ich schnappte mir gleich zwei Becher (hab ja auch zwei Hände). Aber das „Weihenstephaner Alkoholfrei“ schmeckte mir überhaupt nicht. Bier = Nahrungsmittel, d.h. wird nicht verschwendet. Gehend trank ich die beiden Becher leer, weil übers Gesicht kann man sich das Bier ja auch nicht kippen.
Weiter geht’s in Richtung Siegessäule auf der Leopoldstraße. Dort war, wie schon am Vormittag, die Stimmung v.a. durch die Adidas Runners sehr gut.
Auf der Franz-Josef-Straße konnte ich leider das Tempo nicht mehr ganz mithalten und musste kurz vor km 40 zwei weitere Gehpausen einlegen. Laut Plan war ich knapp 7 Minuten unter der anvisierten 3:45 Stunden. Neues Ziel wär Sub 3:40, da ich an dieser Marke in Ulm 2021 und Regensburg 2022 knapp gescheitert war. An die Traumzeit von Berlin letztes Jahr mit 3:31:56 komm ich eh nicht mehr ran. Kurz vor der Ackermannstraße noch das letzte Maurten-Gel (mit Koffein) essen und bei km 41 ging es auf den Spiridon-Louis-Ring zum Stadion. Direkt hinter mir hörte ich ein Sanitätsauto, welches wahrscheinlich auf dem Weg zur Leopoldstraße war. Dort war, wie ich später erfahren habe, ein 24-jähriger Läufer zusammengebrochen und verstarb leider trotz Reanimationsmaßnahmen der Zuschauer auf dem Weg ins Krankenhaus.
Final ging es entlang des Pressezentrums bis zum Marathontor, wo wir durch die Diskobeleuchtung schon das Innere des Olympiastadions erkennen konnten. Scharf nach rechts abbiegen und auf die Tartanbahn die letzten 100 Meter bis zum Ziel.
Geschafft, endlich im Ziel. Ich hab es nicht geglaubt, dass ich dieses Jahr überhaupt noch einen Marathon schaffen werde. Und das in handgestoppten 3:39:47 noch weit vor der magischen 3:40-Grenze. Völlig erschöpft nahm ich meine Medaille in Empfang.
Erstmal Richtung Verpflegung gratulierten wir Finisher uns gegenseitig. Ein Läufer bezweifelte noch, ob er über die Treppe wieder hoch kommt. Ich nahm mir zwei Stück Laugenbrezel und einen Wasserbecher. Danach ging ich zum Bierstand, aber das Alkoholfreie von Weihenstephan schmeckte auch dort nicht besser. Dafür aber der Kuchen.
Da ich fror, ging es für mich aus dem Stadionrund die grausame Treppe an der Südkurve hinauf. Gaaaaanz langsam und eher an der Absperrung hochziehend. Schnell den Kleidungsbeutel abholen und zur Umkleide. Lauter glückliche und kaputte Gesichter. Dann gemütlich Umziehen und raus aus den durchgeschwitzten Klamotten ab in die warme Kleidung.
Gleich Michaela Bescheid geben und mit meiner Mama hab ich auch kurz telefoniert. Sie hat leider die TV-Übertragung im Bayerischen Rundfunk versäumt.
Nach dem Lauf
Da ich die Medaillengravur diesmal doch wollte, hab ich die 15 Euro bezahlt und meine Zeit in die Medaille lasern lassen: 3:39:37 – sogar 10 Sekunden weniger als von Hand gestoppt. Ganz anders als 2017 war ich diesmal überglücklich.
Das Finishershirt für 45 Euro hab ich nicht gekauft – vielleicht gibt’s das danach etwas günstiger. Ich machte noch ein paar Selfies und verließ das Stadion über den Coubertain-Platz. Am Schwimmstadion machte eine junge Frau nochmal ein Foto von mir vor dem Turm. Leider hat sie den Olympiaturm nicht ganz drauf bekommen.
Ich ging zur U-Bahn, wobei auch sehr viele Staffelläufer mir entgegen kamen. Die U-Bahn bekam ich auch gleich und stieg am Scheidplatz von der U3 auf die U2 um, um zum Hauptbahnhof zu kommen. Vielleicht bekomm ich ja einen Regionalzug nach Pasing. Mit dem Bus wollte ich nicht fahren. Am Hauptbahnhof kaufte ich mir für schlappe 5,20 Euro eine Butterbreze und eine kl. Flasche Cola. Am Außenbahnhof stand sogar eine S-Bahn S6 nach Tutzing am Gleis, die direkt nach Pasing fährt. In Pasing musste ich ein paar Minuten warten, um in die S3 nach Gernlinden zu kommen. Im Zug war ich gefühlt der einzige Läufer. Um kurz nach 15 Uhr kam ich dort an und ging langsam die Treppe hoch, um nach Hause zu kommen. Währenddessen telefonierte ich mit Michaela, die bei ihrer Familie in Berlin war. Zuhause angekommen, empfing mich Lucky, die natürlich Hunger hatte. Zum Napf hinunter bücken macht keinen Spaß – es zieht in den Oberschenkeln.
Erstmal in die Badewanne und danach schön die Beine eincremen. Am linken Zeh war eine Blase, aber noch waren die Zehen weitgehend farblich unverändert. Ob das so bleibt? Danach gönnte ich mir einen Kaffee und genoss meinen letzten Schneeballen vor dem Fernseher.
Es kam eine Eilmeldung, dass beim Chicago Marathon der Kenianer Kelvin Kiptum den Marathon-Weltrekord der Herren um 24 Sekunden verbessert hat: auf 2:00:35. Somit war ich seit meinem zweiten Berlin-Marathon 2018 nicht mehr im aktuellen Weltrekordlauf. Bei der Verbesserung 2022 war ich ja auch dabei. Egal, ich war kaputt aber sehr glücklich über meine eigene Leistung.
Pünktlich zur Wahlsondersendung (Landtagswahlen in Bayern und Hessen) hab ich mich mal wieder auf die Rüttelplatte im Keller gestellt und die erschreckenden Hochrechnungen mit den Erfolgen für die AFD (eigentlich ja „Alternative gegen Deutschland“, oder kurz „Nazis“) verfolgt.
Da ich völlig fertig war und das Fahrwerk schon sehr schmerzte, hangelte ich mich um 21:30 Uhr die Treppe hoch ins Schlafzimmer. Leider konnte ich wegen der Schmerzen nicht sehr gut schlafen und musste um 5:30 Uhr bereits wieder aufstehen. Schmerzen, alles tut weh. Und dann noch ein Tag im HomeOffice mit viel Sitzen. Wenigstens konnte ich nebenbei ab und zu die Massagepistole einsetzen, um mich durch den Arbeitstag zu quälen. Danach gleich nach Steindorf, mit meiner Mama zum Arzt und am Abend dann noch mit den Verkäuferinnen zum Abschiedsessen für Karin.
Nach einer wieder zu kurzen Nacht ging es am Dienstag nach München ins Büro. Ich wollte mir die Bahnfahrt nicht antun und bin deshalb mit dem Auto hingefahren. Die Schmerzen waren schon noch da, aber erträglicher. Neu sind die Plakate im Treppenhaus. Bei uns im zweiten Stock steht jetzt „Leider steil – leider geil“. Ein Treppenwitz für einen Marathonläufer.
Medaille
Strecke
Urkunde
Fakten – Fakten – Fakten
Finisher-Shirt
Gibt’s diesmal nicht – wird evtl. nachgekauft
Relive
Die Strecke zum durch die bayerische Landeshauptstadt könnt Ihr hier nachfliegen.
Video
Das gekaufte Rennvideo ist leider etwas dürftig und zeigt nur den Zieleinlauf aus verschiedensten Perspektiven.