Wilder Kaiser 10/2021

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09.10.2021: Anreise

Eine Woche nach dem Einstein-Marathon in Ulm mit viel Running ging es im Urlaub nach Going am Wilden Kaiser. Am Samstag Vormittag packten wir erstmal das Auto voll: Wenn Zwei eine Reise machen – ist der Kombi voll. Nach München gleich schon Stau. Das Wort „Rettungsgasse“ auf den Hinweisschildern versteht nicht Jeder: Eine Münchner SUV-Fahrerin kapiert es einfach nicht. Auf der Inntal-Autobahn kurzer Stop an der Tanke und Pickerl kaufen. So konnten wir auch das kurze Stück bis Kufstein auf der Autobahn bleiben und dann ging es auf der B178 Richtung Going.

Kurz vor Mittag konnten wir gleich unser riesiges Apartment (mit Kochnische, 2 Bädern und Fernsehern) beziehen. Den Schlüssel gab es über Code an der KeyBox und dann musste das komplette Auto entladen werden. Da wir mittlerweile Hunger hatten, suchten wir erstmal eine Futterstation: Wir waren ca. 200m von der Kirche in Going entfernt. Das Lokal gegenüber der Kirche, der „Wilde Kaiser“ (die Wirtschaft aus dem Bergdoktor), ist nur eine Filmkulisse. Pizzeria ist nicht typisch Österreichisch. Das nächste Restaurant ist komplett (für immer) zu und dann ein Gasthaus, welches erst um 17:30 Uhr öffnet. Schließlich sind wir dann doch noch fündig geworden beim Dorfwirt und haben einen sehr leckeren Zwiebelrostbraten bekommen.

Wieder am Apartment packten wir die Fotoausrüstung ein. Michaela hatte schon den ersten Ausflug geplant. Wir fuhren Richtung St. Johann nach Erpfendorf zur Grießbachklamm. Parkgebühr 6 Euro – ein räuberisches Bergvolk. Die Klamm war sehr schön und es ging über Hängebrücken und Holzsteige nach oben zu den Wasserfällen. Am Schluss sind wir über ein Nobelhotel mit „Schistation“ (die Ösis schreiben gelegentlich Schi statt Ski – kommt wohl von „Schifoan“) zurück zum Parkplatz und wieder heim ins Hotel.

Bridge over troubled water

Auf dem Weg noch kurzes Shopping im Hofer (österreichisch für „Aldi“), damit wir für Abendbrot noch was zum Essen haben.

10.10.2021: Regalm und Wochenbrunner Alm

Sonntag früh ging es durch den Ort nach Prama bis fast zum Stanglwirt. Von dort aufwärts an den teuren Villen (mit ihren großen Autos) vorbei zum Wanderer-Parkplatz. Zunächst ging es auf einem breiten Weg hoch, dann auf verwurzelten Pfaden teilweise sehr steil. Schön, wenn man die schwere Fotoausrüstung dabei hat. Aber der Fotorucksack ist ganz praktisch. Nach ca. 2 Stunden hatten wir die Regalm erreicht. Da dort kein Almbetrieb mehr ist gibt es statt Hüttenessen wenigstens in der Garage einen Getränkekühlschrank mit Radler. Wir konnten in der windgeschützten Garage jedoch etwas sitzen und unsere mitgebrachte Brotzeit genießen. Leider waren die Gipfel von Wolken verborgen.

Weiter ging es ca. 1 Stunde zur Gaudeamushütte, die etwas tiefer gelegen ist. Dort war die Hütte noch offen und wir konnten einen der letzten freien Plätze ergattern. Wir waren die Einzigen, die mit FFP2-Maske rumliefen. Ich bestellte für uns beide eine Suppe und Michaela ging kurz zum Fotografieren. Die Nudelsuppe mit Suppenfleisch war sehr lecker und tat wirklich sehr gut.

Anschließend kam der steile Abstieg zur Wochenbrunner Alm, an dem nicht nur alle Parkplätze bei schönstem Sonnenwetter belegt waren, sondern auch die Sitzplätze. Ein älteres Ehepaar ließ uns zu sich setzen und schnell war ein Thema gefunden: „Der Bergdoktor“. Sie hatten in der Woche eine Bustour zu den Bergdoktor-Drehplätzen gemacht und angeblich wird ab Donnerstag wieder gedreht. Wegen einem Rettungseinsatz musste oben am Berg der Hubschrauber landen und alle sahen gespannt zum Berg hinauf. Michaela aß einen leckeren Germknödel und ich bekam einen Kaffee.

Zurück sind wir anschließend mit dem Bus nach Ellmau. Michaela wollte noch zur Bergdoktorpraxis. Na gut, muss ich halt mit. Wir waren nicht die Einzigen – eine Karawane zog sich den Berg hinauf zur Praxis. Dort fanden die Fotoshootings statt und Michaela wurde natürlich auch vor der Praxis fotografiert. Da sie nur Kassenpatientin ist und der Bergdoktor pro Folge eh nur einen Patienten behandelt, sind wir unverrichteter Dinge wieder zurück zum Busbahnhof.

Wir mussten etwas warten und sind dann mit dem Bus zurück nach Going.

11.10.2021: Hollenauer Kreuz und Astbergalm

Am Montag sollte laut Wettervorhersage noch schönes Wetter sein. Deshalb sind wir gleich nach dem Frühstück den anfangs extrem steilen Anstieg hoch zum Hollenauer Kreuz. Es war zwar sehr neblig, aber nach ein paar Höhenmetern waren wir über der Nebeldecke, die den Ort verdeckte. Im Wald ging es auf wurzeligem Weg weiter steil nach oben. Aber davor hatte uns die Apartment-Vermieterin schon hingewiesen.

Nach ca. 1,5 Stunden waren wir an der Hütte angekommen, die natürlich wieder geschlossen war, aber auch dort gibt es einen Getränkeautomaten. Das funktioniert in vielen Ländern – außer in Deutschland, wo die Automaten abgebaut wurden, weil diese kaputt gemacht werden. Vom Hollenauer Kreuz hatten wir einen tollen Blick auf das gegenüberliegende Kaisergebirge. Mit dem 2,7 Kilo schweren 600mm-Objektiv, dass ich heute mitschleppte konnte ich total nah an die Berge zoomen.

Weiter ging es erstmal relativ einfach und dann sehr steil hoch. In einer Waldlichtung sahen wir Rehe: Da ist das große Objektiv bestens geeignet.

Auf wurzeligem Pfad weiter hoch zum Astberg, wo wir über erst an einer Pistenraupe vorbei zum Gipfelkreuz mussten. Und da war er, der Astbergsee: gigantisch, wie sich das Kaisergebirge in der ruhigen Wasseroberfläche spiegelt. Michaela holte gleich das Stativ raus und fotografierte mit den Filtern und langer Belichtungszeit.

Ich knipste wie ein Japaner. Das 600er-Objektiv bringt da leider nicht so viel. Mein Weitwinkel hatte ja Michaela. Wir hatten sogar einen treuen Begleiter – der Hofhund kam zu uns. Die Alm, Ponyalm und der Lift sind seit Heute geschlossen und es wird alles winterfertig gemacht für die Skisaison.

Ziemlich beste Freunde

Nach der Brotzeit gingen wir dann den steilen Abstieg auf der Naturrodelbahn hinab. Wie man diese Strecke mit dem Schlitten lebendig übersteht, bleibt mir ein Rätsel. Später fand Michaela heraus, dass am kommenden Sonntag der Astberglauf stattfindet, bei dem diese Strecke bergauf gelaufen wird. Gottseidank bin ich in der „Off-Season“ und hab meine Traillaufschuhe zuhause gelassen – sonst hätten wir den Urlaub verlängern müssen.

Wir kamen am späten Nachmittag im Apartment an und genossen noch einen Apfelstrudel im Cafe. Am Abend kochten wir uns lecker Nudeln mit Tomatensauce. Zur Feier des Abends machte ich dann die erste Keksi-Packung auf. Mittlerweile sind wir drei Tage in Österreich und schon haben wir zwei österreichische Bundeskanzler verbraucht – auf Wunderwutzi Sebastian Kurz folgte Schattenkanzler Schallenberg.

12.10.2021 Going Runde

In der Nacht hatte es geregnet und so richtig klarte es leider nicht auf. Da wir die letzten Tage volles Programm gemacht haben, ließen wir es heute etwas ruhiger angehen. Als es aufhörte, sind wir eine kleine Going-Runde gegangen. Erst mal zum Blattlhof und dann leicht bergauf zum Sunnbichl Biohof. Man hat dort oben auch einen guten Blick auf den Ort. Leider „fehlte“ irgendwo ein Hinweisschild und auch die ausgedruckte Wegbeschreibung von Michaela führte nicht weiter. Wir kamen dann am Golfplatz von Ellmau entlang, wo Michaela einen schönen Baum in den tollsten Herbstfarben fand. Da sie nur das kurze Objektiv dabei hatte, mussten wir uns an den Kuhfladen vorbei zum Zaun vom Golfplatz kämpfen. Dabei entdeckten wir auch Golfbälle, die direkt im Kuhfladen landeten – „Hole in Kuhfladen“.

Wir gingen dann zurück zum Apartment und fuhren dann mit dem Auto nach St. Johann. Ich hatte mir ein Gasthaus in der Stadt ausgesucht, welches auch mein geliebtes Backhendl auf der Speisekarte hatte und laut Google Maps um 11:30 Uhr öffnet. Wir konnten einen der letzten freien Parkplätze ergattern. Da ich fast mein ganzes Kleingeld schon aufgebraucht hatte, konnte ich mir nur für 1,5 Stunden einen Parkplatz leisten.

Nach kurzem Fussmarsch waren wir vor dem Gasthaus „Platzl“ direkt neben der Kirche von St. Johann. Auf der Tafel stand „Wir sind im wohlverdienten Urlaub“. Na super. Aber es gibt ja noch mehrere Wirtschaften: Entwerden schweineteuer, geschlossen, aufgegeben oder nicht das richtige Essen für uns Beide. Da die Parkuhr schon wieder abgelaufen war, sind wir wieder zurück zum Auto und fuhren zu einem Restaurant. Hab mich dann verfahren, sind an einer anderen Wirtschaft vorbei, aus dem Ort raus, wieder rein, Martin hatte einen Wutanfall, dann wieder Parkplatz (der wenigstens günstiger war), ein Restaurant gefunden (welches nur für Hotelgäste geöffnet war und kein „A la Carte“ hatte), um schließlich beim Italiener zu landen – der in 20 Minuten schloss. Naja, gibt’s halt Pizza statt Backhendl.

Danach sind wir noch kurz zu einem Sport-Outlet, was aber im Vergleich zu Deutschland auch sehr teuer war und fast keine Auswahl bot. Wir fuhren dann wieder zurück nach Going.

13.10.2021 Hintersteiner See und Bergdoktor-Haus (Gruberalm)

Auch in der Nacht hatte es im Ort geregnet – in den Bergen hat es geschneit. Der Wilde Kaiser war leicht gezuckert. Da ich etwas für die Arbeit im „KaiserOffice“ machen musste, sind wir erst später los. Um kurz nach 10 Uhr packten wir die Regenklamotten und Fotoequipment ein und fuhren mit dem Auto nach Scheffau zum Parkplatz am Hintersteiner See. Ich hatte mal wieder den falschen Parkplatz eingegeben und so mussten wir ca. 10 Minuten zu dem größeren Parkplatz latschen.

Michaela erzählte, dass der Hintersteiner See das klarste Wasser hätte. Wir klärten gleich schon mal, ob das Restaurant am See geöffnet ist: „Durchgehend warme Küche“ klingt doch schon mal gut und auch die Speisekarte war erfolgsversprechend. Zunächst gingen wir um den See. Leider konnte man auf der Straßenseite nur mit etwas Abstand zum Wasser entlang gehen. Da direkt am See „Privatgrundstücke“ liegen, kommen gewöhnliche Touristen hier nur auf der Straße weiter.

Es fing wieder an zu regnen. Erst nur leicht, aber dann wurde es immer schlimmer. Michaela zog sogar die Regenhose an – ich ließ es, aber die Kamera war von den Tropfen schon sehr naß geworden. An einer Wirtschaft kurze Toilettenpause und da hörte es wenigstens auf, zu regnen. Wir gingen dann an einer Kuhweide entlang zur anderen Seeseite. Ab hier führte der Weg direkt am Wasser entlang.

Michaela konnte ihre Fotoausrüstung aufbauen und Fotos am See machen. Glücklicherweise kam kein Nachschub von oben. Als wir den am Schluss doch recht hügeligen Weg am See entlang geschafft hatten, war das Mittagessen im Restaurant redlich verdient. Dabei schickte unsere Nachbarin Renate ein Bild von der Lucky, die die Couch zuhause ganz für sich alleine hatte.

Anschließend gingen wir zurück zum Parkplatz und dann bin ich falsch abgebogen und wir kamen dann auf einspurigen Wegen in extreme Gegenden, bis wir an einem Hof dann das österreichische Sackgassen-Schild sahen. Mit dem 4,7 Meter langen Kombi zu wenden ist kein Spass. Und dann den Weg zurück an den Kühen vorbei. Die haben sich wohl gedacht: „Was für Rindviecher mit FFB (Fürs Fahren zu Blöd)-Kennzeichen?“. Wenigstens kam uns kein Auto entgegen. Ich weiß nicht, was wir da gemacht hätten. Dann wieder am Parkplatz vorbei, merkte ich, dass ich rechts abgebogen bin, wo ich links abbiegen hätte müssen – „Merde“ sagt der Franzose, „So a Schas“ der Österreicher.

Unbescholten kamen wir wieder in Scheffau an. Michaela wollte ja noch nach Söll, um das Bergdoktor-Haus, den „Gruberhof“ (der aber nicht zu verwechseln ist mit der „Gruberalm“) zu besuchen. Dort kann man nicht direkt hinkommen. Ich wollte ja eigentlich nicht hin, aber da sie mich ja in der früh arbeiten ließ, hab ich zugestimmt. Wir kamen am „Bergdoktor“-Parkplatz an. Weiter kommt man nicht – den Rest geht es zu Fuß hoch.

Wir gingen an der Talstation der Hexenbahn los und dann kam eine Gabelung. Links gehts mit dem offiziellen Schild zum „Drehort Kötzing“ – rechts zum „Bergdoktor-Haus“, wie das Schild versprach. Aber 1,5 Stunden und es war schon nach 15 Uhr – und wir müssen dann ja noch runter: Würg, aber ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Zunächst ging es an einer Baustelle für Lawinenschutz vorbei. Sie hatten den Bergbach begradigt und über Zwischenbecken die Flußgeschwindigkeit gebremst.

Was uns komisch vorkam war, dass uns keine Menschen entgegenkamen. Aber es lag ein schöner Schleierwasserfall an der Strecke. Irgendwann einmal kam ein Schild „Nach 200 Meter rechts über den Bach“. Das „rechts“ war aber mit Edding ausgestrichen und darunter „links“ hingeschrieben. Ob das richtig ist oder wir einem Lausbubenstreich auf den Leim gehen?

Der Weg wurde immer schlechter, aber wir sind weiter. Es gab ein Schild, dass es gerade weitergeht aber nach einer wakelig-aussehenden Brücke ging es nicht mehr weiter. Michaela gab natürlich nicht auf, weil sie unbedingt zum Bergdoktor-Haus wollte. Wir sind über die Brücke und sie war sehr wackelig. Nach einer längeren Wegweiser-losen Strecke haben wir uns entschieden, den nächstbesten Hof als „Das Bergdoktor-Haus“ zu erklären und wollten dann abbrechen und wieder ins Tal.

Plötzlich kam wieder ein Schild und sogar auf dem Boden war der Weg zum Bergdoktor-Haus beschrieben. Nur noch 20 Minuten – also wieder nicht aufgeben. Ich war immer noch nicht überzeugt, dass das der richtige Weg sei. Aber wir haben durchgehalten – oder besser Michaela. Und dann stand es vor uns: DAS Bergdoktor-Haus. Foto raus und knipsen. Führungen sind nur von 10 – 15 Uhr und es war bereits 17 Uhr. Das Haus war videoüberwacht. Wenigstens Michaela war glücklich.

Nun ging es auf dem anderen Weg runter ins Tal. Der Weg ist ziemlich steil. Wie da der Bergdoktor mit seinem alten Mercedes 200 raufkommt, ist mir ein Rätsel. Oder ist das alles nur Fake und die Serie baut auf Klischees? Fragen über Fragen. Aber wenigstens ging es runter besser und schneller als rauf. Und so kamen wir dann überraschend schnell zur Talstation und dem Parkplatz. Michaela hatte noch ein Fotoshooting mit ihrer Lieblingskuh.

Bloss noch Heim mit dem Auto nach Going unter die warme Dusche und das Abendessen genießen.

14.10.2021: Schwarzsee und Pillersee

Am Donnerstag früh versteckte sich der Wilde Kaiser noch in der Wolkendecke. Michaela wollte zum Schwarzsee nach Kitzbühel – der krasse Gegensatz zum klaren Hintersteiner See gestern. Dabei handelt es sich um einen kleinen Moorsee, der eher schwarz ist. Aber auch darin spiegeln sich die Kitzbüheler Alpen beeindruckend.

Wir gingen einmal herum und es waren viele Leute (in schicken Klamotten) und Hunde unterwegs. Am Ende der Runde kamen wir an einem beeindruckenden Hotelneubau vorbei. Was da wohl ein Zimmer kosten wird?

Wieder zurück machte ich den Vorschlag, dass wir zum Pillersee zu Mittag fahren können. Meine Eltern waren vor ein paar Jahren einmal und meine Mutter schwärmt heute noch davon und sagte, wir müssen unbedingt dort hin fahren. Am Nordufer ist ein Lokal mit guter Bewertung und „geöffnet“-Status. Es ist zwar ca. eine Dreiviertel Stunde zu fahren, aber ich konnte Michaela überzeugen. Da wir schon auf Reserve fuhren, musste ich noch tanken: In Kitzbühel lag der Liter Diesel bei 1,49 Euro – in St. Johann fand ich eine Tankstelle mit 1,33 Euro.

Wir kamen wieder an der Grießbachklamm vorbei und bei Waidring bogen wir dann in das Tal ab bis zum Pillersee. Kurz vor dem Parkplatz wieder eine Bezahlschranke. Noch ca. 500 Meter bis zum Restaurant „Seegartl“, was sich als ein Kletterwald mit Imbisshütte herausstellte und ebenfalls geschlossen war. Wir hatten schon ziemlich Hunger und ein anderes Restaurant lag auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Was sollen wir machen? Michaela machte den Eindruck, mit mir und der Gesamtsituation unzufrieden zu sein. Zügigen Schrittes gingen wir zur Südseite des Sees. Ich fragte zwei ältere Frauen, wie weit es zum Ort sei und ob es da Gasthäuser gibt. Zum Sportplatz am Südufer seien es nur ca. 15 Minuten. Na gut, mit schnellem Schritt schaffen wir das locker.

Ohne große Fotopausen gingen wir schweigend an dem See entlang – jedes Wort von mir hätte wohl einen Tsunami ausgelöst. Die Gegend war toll, da sich die Bäume bereits herbstlich gefärbt haben und es mir durch die Zuflüsse wie in Kanada vorkam (ohne jemals dort gewesen zu sein). Der See ist nur max. 7 m tief und so konnte man sehr weit bis auf den Grund sehen. Endlich waren wir in St. Ulrich am Pillersee angekommen und und sahen eine Wirtschaft, die natürlich auch wieder geschlossen war. Das Cafe öffnete erst später. Michaela fand im Internet (was in Österreich besser funktioniert als bei uns auf dem Land) eine Wirtschaft am anderen Ende des Ortes. Davor stand ein Reisebus mit Rentner*innen, aber wir bekamen noch einen Platz.

Nach kurzer Zeit kam der Kellner und griff aber an dem Servierwagen zu dem Speisekartenstapel unten. Es gibt hier ab 13:45 eine separate Nachmittagskarte und es war kurz nach 14 Uhr. Für Michaela war natürlich nix dabei (gab nur Würstl, Wurstsalat oder Flammkuchen). Ich entdeckte jedoch ein Backhendl und überzeugte Michaela davon, es auch mal zu probieren. Es war mein erstes richtiges Backhendl seit unserem Urlaub 1989 am Neusiedler See. Nach dem Wien-Marathon hab ich ja leider keines bekommen. Ich war total happy als es serviert wurde und es schmeckte hervorragend – genau so wie ich es in Erinnerung hatte. Michaela vertrug es leider nicht so gut.

Ein Traum wird wahr

Dann gingen wir die knapp 3 km zurück zum Auto auf der gleichen Seeseite. Wir konnten ganz tolle Fotos machen und Michaela konnte mit ihren Filtern zunächst an den Zuflüssen tolle Bilder schießen. Mir gefiel es hier auch sehr gut, und man konnte das große Bergkreuz (von dem meine Mutter immer erzählt hat) sehr gut sehen. Anschließend fuhren wir am See entlang mit dem Auto nach Fieberbrunn, wo ich meine Keksi-Vorräte auffüllen konnte. Danach ging es heimwärts.

15.10.2021: Schwarzsee, Bergdoktor-Dreh & Astberg

Wir konnten beide in der Nacht ewig nicht einschlafen. Total müde wachten wir am Morgen auf, bei strahlendem Sonnenschein. Nach dem Frühstück fuhren wir gleich nochmal zum Schwarzsee, wo wir zwei Heißluftballons am Himmel sahen. Michaela wollte dort nochmal hin, da sie die Spiegelung der Bäume nochmal mit ihrem längeren Objektiv „einfangen“ wollte. Wir konnten dort nochmal ganz schöne Fotos machen – bei strahlend blauem Himmel ein anderes Bild als gestern. Wir gingen nicht ganz um den See und dann wieder zurück auf der schöneren Seite.

Danach ging es wieder zurück zum Apartment. An der Weggabelung dorthin vor der Kirche war ein Menschenauflauf (ca. 30 Leute) hinter einem rot-weißen Absperrband: Heute wird gedreht. Wir parkten das Auto und gingen dann auch dorthin. Lauter Fans und Leute, die nicht wussten, was hier „gespielt“ wird. Ich sagte laut zu Michaela: „Super, dass wir bei den Dreharbeiten von ‚Herr der Ringe‘ dabei sind“. Anfangs durften wir noch Fotografieren, aber dann sagte uns der Mann vom Drehteam, dass wir nicht fotografieren dürfen. Wir sahen aus ca. 100 Meter Entfernung kurz mal den Bergdoktor-Darsteller Hans Sigl und die Wirtin vom „Wilden Kaiser“.

Wir gingen dann wieder zurück zum Apartment, stärkten uns etwas und machten uns dann auf den Weg zu unserer Wandertour. Am Ortsausgang war bereits das Start-Schild vom Astberg-Lauf am Sonntag zu sehen. Weiter ging es leicht abschüssig zum Stanglwirt. Dort gingen wir über die Straße und machten ein paar Bilder von der riesigen Anlage. Weiter ging es durch die Unterführung auf die andere Straßenseite und auf der Tour. Jetzt ging es steil bergauf am „Personalhaus Stanglwirt“ vorbei hoch zum Hollenauer Kreuz. Es war ein anderer Weg als am Montag, der mehr Einblick in die Kitzbühler Alpen lieferte.

Am Hollenauer Kreuz machten wir nur eine kurze Pause und gingen dann den steile Weg hoch zum Astberg. Dank des unterschiedlichen Himmels bekamen wir einen anderen Blick auf den Wilden Kaiser. Michaela machte in dem ruhigen Wasser wieder Langzeitbelichtungsbilder und ich probierte mit den unterschiedlichen HDR-Einstellungen. Als der Wind aufkam, wurde die Wasseroberfläche welliger und so konnte Michaela keine so schönen Bilder mehr machen. Nach der Brotzeit ging es auf dem direkten Weg hinunter. Es war teilweise sehr rutschig und matschig, aber wir kamen heil unten an.

Unten im Ort wurde weiterhin gedreht und wir schauten noch etwas zu und genossen dabei das leckere Eis von der Eisdiele „kEISer“. Der Typ wollte immer noch nicht, dass man Fotos macht.

Also gingen wir kurz zum Apartment und wollten dann zum Restaurant „Lanzenhof“ gehen. Super, jetzt steht da dran: „Heute ausgebucht“. Ich fragte die Bedienung, die meinte, wir müssten halt um 19:30 Uhr fertig sein. Das schaffen wir locker. Die Stubn war recht griabig. Ich bestellte wieder ein Backhendl mit Vogerl- und Erdäpfelsalat. Michaela ließ sich von der sehr netten Wirtin überzeugen, das „Ganserl“ zu essen (ohne zu wissen, wie teuer das ist).